Noorden

[735] Noorden, 1) Karl von, deutscher Geschichtschreiber, geb. 11. Sept. 1833 in Bonn, gest. 25. Dez. 1883 in Leipzig, studierte Sprachwissenschaft und Literatur, dann Geschichte, habilitierte sich 1863 für Geschichte in Bonn, wurde 1868 ordentlicher Professor der Geschichte in Greifswald, 1870 in Marburg, 1873 in Tübingen, 1876 in Bonn und 1877 in Leipzig, wo er das Historische Seminar gründete. Er schrieb: »Die Sage von Helgi« (Bonn 1857); »Hinkmar, Erzbischof von Reims« (das. 1863); »Europäische Geschichte im 18. Jahrhundert«, 1. Abteil.: Der Spanische Erbfolgekrieg (Bd. 1–3, Düsseld. u. Leipz. 1870–82), eine auf ausgedehnten archivalischen Studien beruhende, von umfassenden Gesichtspunkten in lebendiger Sprache geschriebene Geschichte dieses bisher vernachlässigten Zeitraums. Seine »Historischen Vorträge« gab Maurenbrecher heraus (Leipz. 1884).

2) Karl von, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 13. Sept. 1858 in Bonn, studierte in Tübingen, Freiburg, Leipzig, wurde Assistent bei Hensen in Kiel, bei Riegel in Gießen und bei Gerhardt in Berlin, habilitierte sich 1885 als Privatdozent in Gießen, 1889 in Berlin, wurde 1893 Professor und ging 1894 als Oberarzt der innern Abteilung des städtischen Krankenhauses nach Frankfurt a. M., 1906 als Professor der klinischen Medizin und Vorstand. der ersten medizinischen Klinik nach Wien. N. arbeitete über den Stoffwechsel und die Stoffwechselstörungen, die Erkrankungen des Verdauungsapparates und diejenigen Allgemeinerkrankungen des Organismus, bei denen Abweichungen vom normalen Stoffwechsel hervorstechen. Er ist in besonderm Maße medizinischer Chemiker, zugleich experimenteller Patholog und vor allem Kliniker; er gehört zu denjenigen klinischen Forschern, die auf die allgemeinen therapeutischen Bestrebungen, Diätetik und Allgemeinbehandlung das größte Gewicht legen. Er untersuchte das Verhalten der Salzsäure im krebskranken Magen, die Ausnutzung der Nahrung im kranken Magen, die Eiweißausscheidung durch den Harn bei Gesunden, auch arbeitete er über Entfettungskuren, akute Nierenentzündung und Schrumpfniere, über Schleimkolik des Darmes etc. Er schrieb: »Grundriß einer Methodik der Stoffwechseluntersuchungen« (Berl. 1892); »Beiträge zur Lehre vom Stoffwechsel des gesunden und kranken Menschen« (das. 1892–95, 2 Hefte); »Über den Stoffwechsel der Magenkranken und seine Ansprüche an die Therapie« (in »Berliner Klinik«, das. 1893); »Lehrbuch der Pathologie des Stoffwechsels« (das. 1893); »Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung« (das. 1895, 3. Aufl. 1901); »Über den Einfluß der schwachen Kochsalzquellen auf den Stoffwechsel des Menschen« (Frankf. a. M. 1896); »Die Bleichsucht« und »Die Fettsucht« (in Nothnagels »Spezieller Pathologie und Therapie«, Wien 1897 u. 1900), »Die Behandlung der Zuckerkrankheit« (in Leydens »Handbuch der Ernährungstherapie«). Auch gibt er die »Klinischen Abhandlungen über Pathologie und Therapie der Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen« (Berl., seit 1900) und das »Zentralblatt für Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten« (Götting., seit 1900) heraus.[735]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 735-736.
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