Perlen, künstliche

[593] Perlen, künstliche, werden aus den Zähnen des Dugong, aus Alabaster (römische Perlen, mit Wachs und Perlenessenz getränkte Alabasterkügelchen), Steinnuß, Korallen, Bernstein etc. gedreht; Metallperlen aus Stahl, Silber, Gold oder Kupferlegierungen, welch letztere auch vergoldet und versilbert werden, fertigt man aus Blech oder Draht. Türkische Rosenperlen bestehen aus künstlichen, gefärbten und mit Rosenöl imprägnierten Massen. Glasperlen werden besonders auf Murano dargestellt. Man zieht das farblose oder farbige Glas zu dünnen Röhren aus und zerschneidet diese mit einer Schere in kleine Stücke, die entweder direkt benutzt werden (Schmelzen), oder noch einer Abrundung bedürfen. Man mischt sie mit einem leicht angefeuchteten Gemisch aus Kalk- und Kohlenpulver, um die Höhlungen auszufüllen, und erhitzt sie mit Sand und Kohlenpulver in rotierenden Zylindern, bis sich die scharfen Kanten abrunden. Nach dem Erkalten werden die P. gesiebt, sortiert, durch Schütteln mit Sand geschliffen, abgesiebt und durch Schütteln mit Kleie poliert. Derartige Glasperlen kommen auch inwendig vergoldet oder versilbert vor. Diese P. dienen wie die Metallperlen zum Sticken. Große, buntfarbige Glasperlen gingen unter anderm als Tauschartikel nach Basra und als Rosenkränze nach Palästina und bilden auch heute noch einen bedeutenden Handelsartikel. Ein großer Teil der hierher gehörigen Ware, die Markasitperlen, Barockperlen, die gewickelten P. etc., sind Produkte der Glasbläserei vor der Lampe. Im Fichtelgebirge und in Böhmen fertigt man die Paterln, indem man mit einem konischen, spitz zulaufenden und mit Ton überzogenen Eisenstäbchen eine Portion flüssiges Glas herausnimmt und daraus die Perle formt, die eckig abgeschliffen, poliert, auch wohl mit Fäden andersfarbigen Glases überzogen wird. Die 1656 von Jaquin erfundenen Wachsperlen (Fischperlen),[593] welche die echten P. am schönsten nachahmen, bestehen aus kleinen, zarten Glaskügelchen, die man innen mit Perlenessenz (s. d.) auskleidet und dann mit Wachs füllt. Sie werden zu 3/7 auf dem Thüringer Wald (Lauscha, Neuhaus am Rennsteig, Steinach, Geiersthal, Igelshieb), zu 2/7 in Wien und zu 2/7 in Paris hergestellt. Rote und gelbe P. sind mit Farben gefüllt, die mit Gummiarabikum angemacht wurden, die Spiegelperlen mit einer leichtflüssigen Legierung. Schwarze massive P. werden auch in Formen gepreßt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 593-594.
Lizenz:
Faksimiles:
593 | 594
Kategorien: