Piusverein

[922] Piusverein, im März 1848 zu Mainz zur Förderung und Verteidigung katholischer Interessen gegründete Organisation der Katholiken Deutschlands, die bald in den verschiedenen Teilen des Reiches Nachahmung fand. Bei der ersten Katholikenversammlung in Mainz, Anfang Oktober 1848, traten alle Vereine zu einem »katholischen Verein Deutschlands« zusammen. Eine planvolle und eifrige Agitation schuf auf diesem Grunde allmählich eine umfassende Organisation der gesamten katholischen Bevölkerung Deutschlands, die in zahlreichen Vereinen (Bonifatius-, Vinzentius-, Raphaelsverein, Charitasverband, Mädchenschutz, Männer-, Arbeiter-, Arbeiterinnen-, Gesellen-, Lehrlings-, Burschen-, Lehrer-, kaufmännischer, Studenten-, Presse-, Augustinus-, Volksverein, Windthorstbund, Leogesellschaft, Görresgesellschaft, Gesellschaft für christliche Kunst, Albrecht Dürer-Verein a. a.) ihre praktische Tätigkeit erstreckt auf Schutz und Freiheit der Kirche und des apostolischen Stuhles, auf die Rechtsstellung im Staat und Gesellschaft, auf Erziehung und Unterricht, Kunst und Wissenschaft, aber auch auf Stärkung und Entfaltung kirchlichen Lebens[922] und Abwehr des religiösen und sozialen Radikalismus, auf soziale Hebung aller Volksklassen in materieller und moralischer Hinsicht, auf Charitas, Missionswesen etc. Auf den alljährlich stattfindenden »Generalversammlungen der Katholiken Deutschlands« (s. Katholikentag) hält die Organisation Musterung und Heerschau über ihre Kräfte. Der Name P. ist als akademischer P. übergegangen auf eine Vereinigung unter akademischen Studenten mit dem Zweck der Pflege ihrer Liebe und Treue zum apostolischen Stuhl und seiner materiellen Unterstützung sowie des wissenschaftlichen Kampfes gegen den Unglauben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 922-923.
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