Plater

[20] Plater, Grafengeschlecht in Polen und Rußland, stammt aus Westfalen, erlosch in Deutschland 1659, besteht aber in Polen und Rußland fort. Die bemerkenswertesten sind:

1) Ludwig, Graf, poln. Patriot, geb. 14. Aug. 1774 zu Kraslaw in Livland, gest. 6. Okt. 1846 in Posen, trat 1794 in das polnische Nationalheer und ward Adjutant des Generals Sierakowski. 1815 leitete er in dem polnischen Staatsrat das Domänen- und Forstwesen. Nach der Revolution von 1830 wurden seine Güter konfisziert. Er blieb daher zunächst in Paris, wo er Vizepräsident der polnischen Literarischen Gesellschaft ward, siedelte aber 1840 nach Posen über.

2) Stanislaus, Graf, Bruder des vorigen, geb. 1782 zu Dawgieliszki in Litauen, gest. 1851 zu Wroniawa in der Provinz Posen, stand 1806–15 in polnischen Diensten und lebte dann in Posen und Paris. Er verfaßte unter anderm den »Atlas historique de la Pologne« (Posen 1827), ferner »Plan de siéges et bataillesen Pologne pendant le XVII. et XVIII. siècle« (das. 1828) und »Mata encyklopedia polska« (Lissa 1841–47, 2 Bde.).

3) Emilie, Gräfin, geb. 1806 in Wilna, gest. 1831, lebte seit 1815 in Livland und trat in der Revolution von 1830 unter die freiwilligen Jäger von Wilkomir, dann zu Parcezewskis Korps und wurde Kapitän im 25. Linienregiment. Sie focht bei Przystowiany, Kowno, Schawle und Schawlany und folgte dem Korps des Generals Chlapowski, bis er das preußische Gebiet betrat. Auf dem Wege nach Warschau starb sie infolge der Strapazen. Vgl. Straszewicz, Emilie P. (Par. 1833).

4) Wladislaw, Graf, geb. 1809, gest. 22. April 1889, Vetter der vorigen, war während der Revolution in Warschau 1830–31 der jüngste Landbote und Adjutant Rózyckis. Nach dem Siege der Russen ging er nach Paris, gründete dort die Zeitung »Le Polonais« (1833–36) und gab die von A. Mickiewicz am Collège de France über slawische Literatur und Zustände gehaltenen Vorträge heraus. Er verheiratete sich 1844 in der Schweiz mit der Schauspielerin Karoline Bauer (s. d. 3). In Rapperswil gründete er 1863 ein polnisches Nationalmuseum, das er mit großen Opfern zu einer Sehenswürdigkeit erhob (vgl. Rapperswil). Er starb auf seiner Villa Bloemberg bei Kirchberg-Bendlikon am Züricher See und ward im Schloß von Rapperswil neben seiner Gattin beigesetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 20.
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