Pleß

[38] Pleß, 1) Standesherrschaft im preuß. Regbez. Oppeln, 1850 vom König von Preußen zu einem Fürstentum erhoben, umfaßt den größten Teil des Kreises P. Die Standesherrschaft kam 1542 an die Grafen von Promnitz und 1765 an das Haus Anhalt-Köthen, von dem sich eine Linie danach Anhalt-Köthen-P. nannte. 1846 verkaufte sie Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen (gest. 23. Nov. 1847) gegen eine Rente von 30,000 Tlr. an seinen Neffen, den[38] nächsten Fideikommißerben, den Grafen Hans Heinrich X. von Hochberg, der am 15. Okt. 1850 Fürst von P. wurde. Seit 1861 führt das Familienhaupt den Titel »Durchlaucht«. Der gegenwärtige Fürst (seit 1855) ist Hans Heinrich XI. (geb. 10. Sept. 1833), preußischer Oberstjägermeister, Mitglied des preußischen Herrenhauses und bis 1884 des Reichstags. Im Krieg 1870/71 war er Chef der freiwilligen Krankenpflege im Feld. Er residiert abwechselnd in Pleß und auf dem Schloß Fürstenstein im Kreis Waldenburg und erhielt 1906 für seine Person die Herzogswürde. Vgl. Bellerode, Beiträge zu Schlesiens Rechtsgeschichte, Heft 1–4: Urkunden etc. über Pleß (Bresl. 1897–1900); Zivier, Geschichte des Fürstentums P. (Kattowitz 1906, Bd. 1, bis 1517). – Die gleichnamige Kreisstadt, an der Staatsbahnlinie Kattowitz-Dzieditz, 246 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein fürstliches Residenzschloß mit großen Parkanlagen, Gymnasium, Amtsgericht, Zigarren- und Maschinenfabrikation und (1905) mit der Garnison (eine Eskadron Ulanen Nr. 2) 5193 Einw., davon 1401 Evangelische und 235 Juden. – 2) Stadt im russ. Gouv. Kostroma, Kreis Nerechta, in reizender Lage an der Wolga, hat Fabrikation von Baumwollenzeug und Äxten, eine Stadtbank und (1897) 2163 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 38-39.
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