Poincaré

[66] Poincaré (spr. pŭängkaré), 1) Henri, Mathematiker und mathematischer Physiker, geb. 29. April 1854 in Nancy, trat 1873 in die Polytechnische Schule, wurde 1879 ingénieur des mines und nach kurzer Lehrtätigkeit an der Fakultät in Caen 1881 nach Paris berufen, wo er seit 1886 an der Fakultät Professor für mathematische Physik und Wahrscheinlichkeitsrechnung ist. 1889 erhielt er für eine Arbeit über das Dreikörperproblem den großen vom König Oskar von Schweden ausgesetzten Preis. Außer zahlreichen wertvollen Abhandlungen über Funktionentheorie, Differentialgleichungen, Algebra etc. veröffentlichte er eine Reihe von Vorlesungen über Gebiete der mathematischen Physik, besonders die »Méthodes nouvelles de mécanique céleste« (Par 1892–99, 3 Bde.). In deutscher Übersetzung von Gumlich und Jäger erschienen die Vorlesungen über Elektrizität und Optik (Berl. 1891–92, 2 Bde.), Thermodynamik (das. 1894) und die mathematische Theorie des Lichtes (das. 1905); außerdem die populär gehaltenen Werke: »Wissenschaft und Hypothese« (übersetzt von F. und L. Lindemann, 2. Aufl., Leipz. 1906) und »Der Wert der Wissenschaft« (übersetzt von Weber, das. 1906).

2) Raymond, franz. Politiker, geb. 20. Aug. 1860, wurde Advokat und 1886 Chef des Kabinetts im Ackerbauministerium, bis er 1887 in die Kammer gewählt wurde. 1894–96 war er Minister des Unterrichts und der schönen Künste und ward dann Vizepräsident der Deputiertenkammer. Als eifriger Gegner der Nationalisten und Klerikalen wurde er im Kabinett Sarrien 13. März 1906 Finanzminister. Er schrieb. »Idées contemporaines« (Par. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 66.
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