Prévost

[338] Prévost (spr. prewo), Marcel, franz. Romanschriftsteller, geb. 1. Mai 1862 in Paris, besuchte eine Jesuitenschule und die Polytechnische Schule in Paris und erhielt eine Anstellung an der Tabakmanufaktur in Lille, die er 1891 aufgab, um in Paris ausschließlich der Schriftstellerei zu leben. Schon sein erster Roman: »Le Scorpion« (1887), die tragische Geschichte eines geistlichen Hilfslehrers in einer Jesuitenschule, erregte Aufsehen durch die Feinheit der psychologischen Beobachtung und die genaue Kenntnis des Priestertums. Ihm folgten »Chonchette« (1888), »Mademoiselle Jaufre« (1889), »La cousine Laura, mœurs de théâtre« (1890; deutsch, Münch. 1895). Mit »La confession d'un amant« (1891) verband P. eine prinzipielle Erklärung, worin er sich als Gegner des Naturalismus und Erben des sentimentalen Romans der George Sand hinstellte. Alexandre Dumas trat für P. ein, der von da an einer der beliebtesten Autoren Frankreichs wurde. Er ließ drei Serien »Lettres de femmes« (1892, 1894, 1897), »L'automne d'une femme« (1893), »Le moulin de Nazareth« (1894) folgen und erreichte mit »Les demi-vierges« (1894; deutsch, Leipz.[338] 1895 u. ö.), die gegen die allzu freie Mädchenerziehung gerichtet sind, einen der größten Erfolge, der ihm auch mit der Bühnenbearbeitung (1895) treu blieb. Der philosophisch angehauchte Roman »Le Jardin secret« (1897) zeigte sein Talent von einer neuen Seite und mit den zwei Bänden »Les vierges fortes« (I: »Frédérique«; II: »Léa«, 1900) entpuppte sich P. als ein ernster Frauenrechtler. Ein wahres Programm der weiblichen Erziehung entwickelte er in »Lettres à Françoise« (1902). »La Princesse d'Erminge« (1905) schildert ein Familiendrama in der vornehmen Welt und »Monsieur et Madame Moloch« (1906), das Leben an einem kleinen deutschen Fürstenhof der Gegenwart. Erst 1904 schrieb P. ein Werk direkt für die Bühne: »La plus Faible«, das sich jedoch an der Comédie Française nicht lange zu halten vermochte. Im »Figaro« ist P. seit 1902 der beliebteste Chroniqueur. Die meisten seiner zahlreichen Romane sind im Langenschen Verlag in München deutsch erschienen. Vgl. Bertaut, Marcel P. (Par. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 338-339.
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