Probus

[364] Probus, 1) Marcus Aurelius, röm. Kaiser, 276–282, aus Sirmium in Pannonien gebürtig und von niederm Stand. Er zeichnete sich in zahlreichen Feldzügen aus und wurde nach des Tacitus Tod 276 n. Chr. von den Truppen des Ostens als Kaiser ausgerufen und auch vom Senat anerkannt. Er sicherte durch glückliche Feldzüge die Grenzen am Rhein und an der Donau, in Kleinasien und Ägypten und verstärkte die vom Rhein zur Donau führende Befestigungslinie, so daß er mit Recht als der Wiederhersteller des Reiches gefeiert wurde. Als er es aber versuchte, die Disziplin des Heeres zu verbessern, namentlich auch dadurch, daß er die Soldaten in friedlichen Zeiten öffentliche Arbeiten ausführen ließ (z. B. Weinberge am Rhein und an der Donau anlegen), rief dies einen Aufstand unter den Soldaten hervor, in dem er 282 bei Sirmium getötet wurde.

2) M. Valerius, berühmter lat. Grammatiker, aus Berytos in Syrien, blühte nach der Mitte des 1. Jahrh. n. Chr. Nach dem Muster der alexandrinischen Gelehrten veranstaltete er zuerst kritische Ausgaben römischer Dichter, des Lucrez, Virgil, Horaz, Persius; besondere Vorliebe wandte er der archaischen Literatur zu. Erhalten ist von seiner Schrift »De notis« ein die Abkürzungen in der juristischen Literatur enthaltender Auszug (hrsg. von Mommsen in Keils »Grammatici latini«, Bd. 4, Leipz. 1864). Fälschlich tragen seinen Namen mehrere grammatische Schriften, wie »Catholica«, vom Nomen und Verbum, und die sogen. »Ars vaticana«, über die acht Redeteile (hrsg. von Keil a. a. O.), die für die Aussprache des spätern Latein sehr wichtige »Appendix Probi« (hrsg. von Heraeus im »Archiv für lateinische Lexikographie«, Bd. 11, S. 302 ff., Münch. 1900) und ein Kommentar zu Virgils »Bucolica« und »Georgica« (hrsg. von Keil, Halle 1878). Vgl. Steup, De Probis grammaticis (Jena 1871); Beck, M. Valerio de Probo (Groning. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 364.
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