Recklinghausen, Friedrich von

[675] Recklinghausen, Friedrich von, Mediziner, geb. 2. Dez. 1833 in Gütersloh, studierte 1852–55 in Bonn, Würzburg und Berlin, wurde 1858 Assistent Virchows, ging 1864 als Professor der pathologischen Anatomie nach Königsberg, 1865 nach Würzburg und 1872 nach Straßburg. 1906 trat er in den Ruhestand. R. entdeckte die wandernden Zellen des Bindegewebes (Wanderzellen), die mit den weißen Blut- und Lymphzellen identisch sind, und fand mit Hilfe der von ihm erfundenen feuchten Kammer, daß die Eiterzellen im lebenden Zustand eine stets veränderliche Gestalt und amöboide Bewegung zeigen. Diese Beobachtungen wurden die Grundlage der heutigen Entzündungslehre. R. entdeckte auch das Verhältnis der Lymphgefäße zum Bindegewebe und wies nach, daß die Lymphgefäße am Bauchfell, in oberflächliche Netze sich verzweigend, teilweise an der Oberfläche der Membran frei ausmünden und durch ihre Stomata Flüssigkeiten aus der Bauchhöhle etc. direkt aussaugen können. Die mikroskopische Anatomie bereicherte er um mehrere wertvolle Untersuchungsmethoden. Er schrieb: »Die Lymphgefäße und ihre Beziehung zum Bindegewebe« (Berl. 1862); »Über die multiplen Fibrome der Haut und ihre Beziehung zu den multiplen Neuromen« (das. 1882); »Handbuch der allgemeinen Pathologie des Kreislaufs und der Ernährung« (Stuttg. 1883); »Untersuchungen über die Spina bifida« (Berl. 1886); »Die fibröse oder deformierende Ostitis, die Osteomalacie und die osteoplastische Carcinose in ihren gegenseitigen Beziehungen« (das. 1891); »Die Adenomyome und Cystadenome der Uterus- und Tubenwandung, ihre Abkunft von Resten des Wolffschen Körpers« (das. 1896, mit Anhang: Klinische Notizen zu den voluminösen Adenomyomen des Uterus, von W. A. Freund).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 675.
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