Scarlatti

[658] Scarlatti, 1) Alessandro, Komponist, geb. 1659 in Trapani auf der Insel Sizilien, gest. 24. Okt. 1725 in Neapel, war nach Aussage von Quanz ein Schüler Carissimis in Rom. Sein Leben verbrachte er wechselnd in Rom, wo er bereits 1680 Kapellmeister der Exkönigin Christine von Schweden war und 1703 zweiter, 1707 aber erster Kapellmeister an Santa Maria Maggiore wurde, und Neapel, wohin er bereits 1694 als königlicher Kapellmeister berufen wurde und auch 1708 wieder ging; in letzterer Stadt entfaltete er eine bedeutende Lehrtätigkeit, war Leiter der dortigen Konservatorien und wurde der Stifter der berühmten Neapolitanischen Schule der italienischen Opernkomposition, die in der Folge ganz Europa beherrschte (Durante, Leo, Porpora, Hasse, Jommelli etc.). S. selbst soll weit über 100 Opern geschrieben haben, doch sind von 56 nur noch die Titel bekannt. Außerdem schrieb S., der unzweifelhaft einer der größten Musiker seiner Zeit war, 200 Messen, 10 Oratorien, eine große Anzahl von Motetten und Psalmen, einige hundert Kantaten, endlich Madrigale, Kammerduette, Serenaden, Tokkaten für Klavier und Orgel etc. Die Oper verdankt S. wichtige Fortschritte, da er zuerst das sogen. obligate Rezitativ (accompagnato), in dem das Orchester an den darzustellenden Vorgängen und Charakteren selbständigen Anteil nimmt, sowie die zweiteilige Arienform (Dacapo-Arie) einführte. Vgl. Dent, Alessandro S., his life and works (Lond. 1905).

2) Domenico, Sohn des vorigen, geb. 1685 (getauft 26. Okt.) in Neapel, gest. 1757 daselbst oder in Madrid, begann seine musikalischen Studien bei seinem Vater und beendete dieselben in Rom bei Gasparini. Nachdem er sich als Kirchenkomponist mehrfach ausgezeichnet hatte, wurde er 1715 zum Kapellmeister der Peterskirche ernannt, gab jedoch diese Stellung wieder auf und wandte sich 1719 nach London, wo er Kapellmeister der Italienischen Oper wurde, 1721 aber nach Lissabon, wo er am Hof Anstellung fand. 1725 war er wieder in Neapel, später in Rom und endlich von 1729 ab am Hof zu Madrid (nach andern soll er 1754 nach Neapel zurückgekehrt sein). S. ist sowohl als Virtuose wie als Komponist für die Geschichte des Klavierspiels epochemachend, da er die freie Beweglichkeit der italienischen Violinmusik des 17. Jahrh. auf das Klavier übertrug und der erste Schöpfer eines echten Klavierstils wurde. Noch heute sind Klavierstücke von S. in Konzerten lebendig. Eine Gesamtausgabe seiner Werke (revidiert von Al. Longo) erscheint seit 1906 bei Ricordi in Mailand.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 658.
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