Schönemann

[1] Schönemann, 1) Johann Friedrich, Theaterdirektor, geb. 21. Okt. 1701 in Krossen, gest. 16. März 1782 in Schwerin, trat als Schauspieler 1724 zuerst in Hannover auf, wurde 1730 Mitglied der Neuberschen Truppe und begründete 1739 eine eigne Gesellschaft, die zuerst in Lüneburg, später in Leipzig, wo sie von Gottsched unterstützt wurde, Hamburg, Breslau, Berlin, Braunschweig etc. Vorstellungen gab. Von 1750–56 war S. als Hofkomödiendirektor in Schwerin angestellt, spielte dann noch einige Zeit in [1] Hamburg und zog sich 1757 von der Bühne zurück. S. hat sich um die Hebung des Theaterwesens große Verdienste erworben. Er sah in seiner Gesellschaft streng auf Ordnung und Sitte, suchte einen guten Spielplan herzustellen, brachte die komische Oper und das Singspiel auf die Bühne und gab im allgemeinen den Ton an, der bis zur französischen Revolution für Spiel, Darstellung und Personal auf deutschen Bühnen vorherrschte. Die ersten großen deutschen Schauspieler: Ekhof, Ackermann, Schröder u. a., haben sich unter ihm gebildet. Vgl. Hans Devrient, J. F. S. und seine Schauspielergesellschaft (Hamb. 1895).

2) Anna Elisabeth, berühmt als Goethes »Lili«, geb. 23. Juni 1758 in Frankfurt a. M. als die Tochter eines reichen Bankiers, gest. 6. Mai 1817 in Straßburg, verlobte sich im Frühjahr 1775 mit Goethe und heiratete, nachdem sich das Verhältnis schon im folgenden Herbst wieder gelöst hatte, im August 1778 den Freiherrn v. Türckheim, der damals Maire von Straßburg war und 1831 als Präsident des Konsistoriums daselbst starb. Infolge der Revolution mußte sie 1793 mit ihrem Gatten flüchten, bewährte sich in dieser Zeit als ein überaus starker Charakter, lebte dann einige Zeit in Erlangen und kehrte später nach Straßburg zurück. Vgl. E. Graf v. Dürckheim, Lillis Bild, geschichtlich entworfen (2. Aufl., Münch. 1894); Bielschowsky, Friederike u. Lili (das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 1-2.
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