Semiretschensk

[330] SemiretschenskSiebenstromland«), Provinz des russisch-zentralasiat. Generalgouvernements Turkistan, zwischen den Provinzen Semipalatinsk, Sir Darja u. Ferghana und Chinesisch Turkistan, 394,396 qkm, darunter 20,019 qkm Seen, mit (1897) 990,107 Einw. (2,5 auf 1 qkm). Das zwischen dem Balchaschsee im N. und dem Tiënschangebirge im Süden gelegene Gebiet ist im nördlichen Teil Steppe, durch die der Ili (s. d.) in sieben Armen (daher der Name des Landes) und der Karatau zum Balchasch ziehen, während südlich vom Ilital drei andre Alatau (s. d.) sich um den See Issyk-kul (1620 m ü. M.) lagern. Von Flüssen sind außer dem Ili noch Naryn und Tschu zu nennen. Das Klima ist in der Steppenregion kontinental mit sehr heißen Sommern und sehr kalten Wintern, im Süden weit milder; hier gedeihen Wein, Mandeln, Aprikosen, Äpfel, Feigen, Baum wolle. Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus nomadisierenden Kirgisen (76 Proz.) und Kalmücken und seßhaften Russen (14 Proz.), Kosaken, Dunganen und Tarantschen. Außerdem gibt es noch Juden, Sarten u. a. Ackerbau, der bloß 2,2 Proz. der Bodenfläche beansprucht und nur bei künstlicher Bewässerung betrieben werden kann, erzeugt Reis, Hirse, Erbsen und Gemüse. 49,1 Proz. sind Weideland, 48,7 Proz. Wüste. 1893 zählte man 633,617 Pferde, 3069 Esel und Maulesel, 383,019 Rinder, 4,020,000 Schafe mit Fettschwanz und Ziegen, 9354 Schweine, 99,648 Kamele. Wenig lohnende Goldwäscherei wird in einigen Flußtälern (Ili, Tentek) betrieben, Kupfer an mehreren Stellen, Eisen im Dsungarischen Alatau, Steinsalz an Zuflüssen des Tschu gewonnen. Von 104 gewerblichen Anstalten (meist in Händen von Russen) mit einer Produktion von 445,082 Rubel waren 12 Brauereien und Branntweinbrennereien, 42 Gerbereien, 31 Ölmühlen. Der Handel ist meist örtlicher Art; die begangensten Handelsstraßen sind die von Bochara über Wjernoje nach Semipalatinsk und von Bochara nach China über Kuldscha. Die Hauptstadt ist Wjernoje. Die Provinz zerfällt in die Kreise Lepsinsk, Kopal, Dscharkent, Wjernoje, Prschewalsk und Pischpek. S. Karte bei »Russisch-Zentralasien«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 330.
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