Soden [2]

[565] Soden, 1) Friedrich Julius Heinrich, Graf von, Schriftsteller, geb. 4. Dez. 1754 in Ansbach, gest. 13. Juli 1831 in Nürnberg, studierte in Erlangen, Jena und Altdorf die Rechte, wurde markgräflich brandenburgischer Regierungsrat und trat bei der Abtretung von Ansbach an Preußen (1792) in preußische Dienste über. Seit 1796 privatisierend, lebte er auf seinem Gute Sassanfarth bei Bamberg, führte 1802–10 die Leitung des Bamberger und seit 1804 auch des Würzburger Theaters, zog 1811 nach Erlangen und 1813 nach Nürnberg. Als Schriftsteller hat er sich durch Erzählungen (z. B. »Franz von Sickingen«, 1808) und eine Reihe dramatischer Arbeiten bekannt gemacht, von denen »Ignez de Castro« (1784), »Anna Boley« (1794), »Doktor Faust, ein Volksschauspiel« (1797), und »Virginia« (1805) erwähnt seien. S. war auch als Übersetzer (Lope de Vega, Cervantes) sowie als staatswissenschaftlicher Schriftsteller tätig. Am bedeutendsten ist auf diesem Gebiete seine »Nationalökonomie« (Aarau 1805–24, 9 Bde.); er nahm für sich die Erfindung des Namens für diese Wissenschaft in Anspruch.

2) Julius, Freiherr von, deutscher Staatsmann, geb. 5. Febr. 1846 zu Ludwigsburg in Württemberg, studierte die Rechte, machte den Krieg gegen Frankreich 1870/71 als Kriegsfreiwilliger mit und trat 1871 in das auswärtige Amt ein. Er wurde 1872 Konsul in Algier, 1876 in Kanton und Hongkong, 1879 in Havana, 1881 Geschäftsträger in Lima während des chilenisch-peruanischen Krieges, 1884 Konsul in St. Petersburg, 1885 Gouverneur in Kamerun und war 1891–93 der erste Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. In Kamerun legte er in den nächsten Jahren eine große Plantage an, wurde Anfang 1900 Kabinettschef des Königs von Württemberg und war von November 1900 bis Juni 1906 württembergischer Minister des Auswärtigen und des Verkehrswesens. Ende 1906 wurde S. wieder Kabinettschef. – Der langjährige württembergische Gesandte am Münchener Hof, Oskar Freiherr von S. (geb. 27. Febr. 1831 in Ellwangen, gest. 10. Mai 1906 in München) war seines Vaters Brudersohn.

3) Hermann, Freiherr von, prot. Theolog, geb. 16. Aug. 1852 in Cincinnati, wurde 1881 Pfarrer in Dresden-Striesen, 1883 Archidiakonus in Chemnitz. wirkte seit. 1887 als Pfarrer an der Jerusalemsgemeinde in Berlin, habilitierte sich daneben 1889 an der Universität und wurde 1893 außerordentlicher Professor. Er schrieb unter anderm: »Der Brief des Apostels Paulus an die Philipper« (Freiburg 1889, 2. Aufl. 1906); »Reisebriefe aus Palästina« (2. Aufl., Berl. 1901); »Palästina und seine Geschichte« (2. Aufl., Leipz. 1904); »Die Schriften des Neuen Testaments in ihrer ältesten erreichbaren Textgestalt hergestellt auf Grund ihrer Textgeschichte« (1. Bd., 1. Abt., Berl. 1902); »Die wichtigsten Fragen im Leben Jesu« (das. 1904); »Urchristliche Literaturgeschichte« (das. 1905); »Die evangelischen Kirchen und der Staat« (Tübing. 1905). Im Handkommentar zum Neuen Testament (s. Holtzmann 3) bearbeitete er die kleinen paulinischen (Freiburg 1890) und die katholischen Briefe (3. Aufl., das. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 565.
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