Stachys

[822] Stachys L. (Ziest), Gattung der Labiaten, einjährige Kräuter aus Stauden, seltener Halbsträucher oder Sträucher, mit gegenständigen, ganzrandigen oder gezahnten Blättern, zwei- bis vielblütigen, achselständigen oder eine endständige Ähre bildenden Scheinwirteln, röhrig-glockenförmigem Kelch, roter, gelber oder weißer Blumenkrone, mit konkaver oder helmförmiger Oberlippe und verkehrt-eiförmigen Teilfrüchtchen. Etwa 200 Arten, besonders im Orient, im Mittelmeergebiet, am Kap und in Chile, nicht in Australien und Neuseeland. S. recta L. (aufrechter Ziest), bis 0,7 m hoch, mit anliegend behaartem Stengel, ebenso behaarten länglich-lanzettlichen, gesägten Blättern und gelben, violett gestreiften und punktierten Blüten, von Spanien bis zum Kaukasus, liefert in den Blättern ein beliebtes Hausmittel (Herba Sideritidis), das wie die Wurzel auch gegen Hexerei benutzt wird (Berufkraut). Im Altertum stand es als Heilmittel für alle Eisenwunden in hohem Ansehen, und Soldaten wie Gladiatoren führten es stets bei sich. S. palustris L. (Sumpfziest), bis 1 m hoch, mit steifhaarigem Stengel, länglichen bis lanzettlichen, kerbig gesägten Blättern und purpurnen, weiß liniierten, außen weichhaarigen Blüten, in Europa, Mittelasien und Nordamerika, wird in England als Gemüsepflanze kultiviert. Die Wurzeln und die keulenförmig verdickten Wurzelausläufer liefern im Dezember und Januar eine spargelähnliche Speise. Aus den getrockneten und gemahlenen Knollen soll man nach Withering Brot backen können. S. Sieboldii Miq. (S. tuberifera Naud., Knollenziest, s. Tafel »Gemüsepflanzen II«, Fig. 11–13), aus China und Japan, mit verdickten Ausläufern, wird seit 1887 in Crosnes (Frankreich) kultiviert, leidet nicht durch Frost und ist besonders für kleine Kulturen und auf Sandboden geeignet. Man pflanzt ihn in Reihen von 50 cm Abstand und von 35 cm in den Reihen. Die Knollen (Japanknollen, Spargelspitzen, Crosnes, spr. krōn') sind 4–10 cm lang, an beiden Seiten zugespitzt und halten sich außerhalb der Erde nicht lange. Sie schmecken mit brauner Butter etwa spargelartig, enthalten 1,50 Eiweißkörper, 1,67 Amide, 0,18 Fett, 16,57 Kohlehydrate, 0,73 Zellulose, 1,02 Asche und 78,83 Wasser. Die Kohlehydrate bestehen wesentlich aus dem leichtverdaulichen Galaktan, und daher eignen sich die Knollen besonders als Gemüse für Kranke und an Magenschwäche Leidende. S. lanata, Jacq. (Wollziest), dessen Blätter mit dichtem, samtartigem, weißem Filz bedeckt sind, wird als Zierpflanze kultiviert. S. (Betonica) officinalis L., mit rauhhaarigen oder kahlen, eiförmigen oder gekerbten Blättern und purpurnen Blüten, in Europa, Algerien und dem Kaukasus, wächst bei uns häufig auf Wiesenplatzen in Wäldern. Sie stand im Altertum als Arzneipflanze in hohem Ansehen, Wurzel und Blätter wurden früher auch bei uns arzneilich benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 822.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika