Sturdza

[149] Sturdza (Stourdza), moldauische Bojarenfamilie, die urkundlich bis in den Anfang des 15. Jahrh. reicht. Gregor S., unter dem Fürsten Skarlat Kallimaki Kanzler der Moldau, leitete die Abfassung des moldauischen Gesetzbuches von 1817. Nach der langen Fanariotenherrschaft besetzten den Hospodarensitz der Moldau zwei Sturdzas: Johann Alexander (1822–28) und Michael (1834 bis 1. Mai 1849; geb. 14. April 1795, gest. 8. Mai 1884 in Paris). Johann S. mußte der russischen Besitznahme der Moldau weichen, die 1828–34 währte. Michael Sturdzas Regierung wurde verhaßt durch ihren russischen Zuschnitt (s. Walachei, Geschichte). Vgl. »Michel Stourdza et son administration« (Brüssel 1848); »Michel Stourdza, ancien prince regnant de Moldavie« (Par. 1874); Alexander A. C. Sturdza, Règne de Michel S., prince de Moldavie 1834–1849 (Par. 1907). – Sein Sohn Gregor, geb. 1821, gest. im Januar 1901, war ein Hauptvertreter der russischen Partei in Rumänien. Außerdem haben sich einen Namen gemacht:

1) Alexander S., russ. Publizist, geb. 29. Nov. 1791, gest. 25. Juni 1854 zu Mansyr in Bessarabien, erhielt seine Bildung in Deutschland und trat in russische Dienste; seine »Betrachtungen über die Lehre und den Geist der orthodoxen Kirche« (deutsch, Leipz. 1817) erwarben ihm die Würde eines Staatsrates. Auf dem Kongreß zu Aachen schrieb er im Auftrage seines Kaisers ein »Mémoire sur l'état actuel de l'Allemagne« (deutsch in den »Politischen Annalen«, 1819), worin er die deutschen Universitäten als Pflanzschulen revolutionären Geistes und des Atheismus hinstellte; die bedeutendsten Gegenschriften sind: »Coup d'œil sur les universités de l'Allemagne« (Aachen 1818) und von Krug (Leipz. 1819). S. zog sich 1819 nach Dresden zurück, wo er sich mit einer Tochter Hufelands verheiratete, ging 1820 auf seine Güter in der Ukraine und lebte später zu Odessa. Sonst schrieb er noch: »La Grèce en 1821« (Leipz. 1822). Nach seinem Tod erschienen: »Œuvres posthumes religieuses, historiques, philosophiques et littéraires« (Par. 1858–61, 5 Bde.).

2) Demeter S. von Mietauscheni, rumän. Staatsmann, geb. 10. März 1833, studierte in München, Göttingen, Bonn und Berlin, war 1857 Kanzleichef des Diwans ad hoc der Moldau, arbeitete 1866 am Sturze des Fürsten Cusa, wirkte bei der Wahl des Fürsten Karl von Hohenzollern als Minister der öffentlichen Arbeiten in der provisorischen Regierung und bekleidete 1876–88 wiederholt den Ministerposten der öffentlichen Arbeiten, der Finanzen, des Äußern und des Unterrichts; 15. Okt. 1895 bis Ende November 1896 stand er an der Spitze eines nationalliberalen Ministeriums. 1897 zum Präsidenten des Senats gewählt, war S. 12. April 1897 bis April 1899 sowie 27. Febr. 1901 bis 30. Dez. 1904 Ministerpräsident (und Minister des Äußern, bez. Kriegsminister) und bildete Ende März 1907 sein viertes Kabinett. Als Generalsekretär der rumänischen Akademie leitet er die Herausgabe zweier Quellenwerke über rumänische Geschichte (Hurmuzakis »Documente privitoare la istoria Romanilor«, Bukar. 1876–1897, 30 Bde., und Sturdzas »Acte si Documente relative la istoria Renaşterei Romăniei«, das. 1888 bis 1897, 8 Bde.). Er schrieb: »La marche progressive de la Russie sur le Danube« (Wien 1878); »Rumänien und der Vertrag von Santo Stefano« (das. 1878); »Übersicht der Münzen und Medaillen des Fürstentums Rumänien, Moldau und Walachei« (das. 1874); »Memorin asupra numismaticei romanesci« (Bukar. 1878); »Europa, Russia, Romania« (das. 1888); »La question des Portes de fer et des cataractes du Danube« (1899); »Recueil de documents relatifs à la liberté de navigation du Danube« (1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 149.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika