Trojaburgen

[738] Trojaburgen (schwed. Trö- oder Trojeborg, engl. Troytown oder Walls of Troie), im nördlichen Europa seit alten Zeiten im Volksmund ein in den Rasen geschnittenes oder mit Steinen eingesetztes Labyrinth, den runden Labyrinthen der altkretischen Münzen ähnlich. Die Bezeichnung als Troja kommt in der Form Truja bereits auf einer altetruskischen Labyrinthzeichnung aus dem 5.–6. Jahrh. v. Chr. vor, hatte sich aber nur im nördlichen Europa im Volksgedächtnis erhalten, obwohl auch das in labyrinthischen Bahnen gerittene Trojaspiel der Römer davon seinen Namen hat. Ebenso wie in England und Skandinavien finden sich eine große Anzahl T. an den Küsten von Finnland und Lappland bis zum Weißen Meere, die aber hier Babylone oder Wawylone genannt wurden. Norddeutschland war früher sehr reich an solchen Feldlabyrinthen, die in der Provinz Preußen Jerusalems hießen, und in den französischen und italienischen Kathedralen waren die Fußböden ehemals mit ähnlichen Labyrinthen (chemins de Jérusalem) in Mosaikarbeit als Bilder der Hölle geschmückt. In Brandenburg hießen solche Anlagen Wunderberge, in Sachsen und den thüringischen Ländern, wo noch einige erhalten sind, Wunderburgen. Nach der Volkssage handelt es sich um die Erlösung einer in der Trojaburg gefangenen Jungfrau durch einen in den Gängen vollführten Tanz, womit die Namen Jungfrudans, Jekkentanz u. a. übereinstimmen, die den Anlagen in Schweden, Finnland und in Brandenburg ebenfalls beigelegt werden. Die Aufnahme in die Kirchen, das Vorkommen skandinavischer T. auf Kirchplätzen und in unmittelbarer Nachbarschaft mehrerer alter Kultstätten der Nordvölker (Wisby auf Gotland und Wiesby in Schleswig) beweisen, daß sie religiösen Zwecken gedient haben müssen. Vgl. Krause, Die T. Nordeuropas (Glogau 1893) und Die nordische Herkunft der Trojasage (das. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 738.
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