Vaccinĭum

[986] Vaccinĭum L. (Heidelbeere), Gattung der Erikazeen, meist niedrige Halbsträucher oder Sträucher von sehr verschiedenem Habitus, mit wechselständigen, kurzgestielten, leder- oder hautartigen, ganzen, meist wintergrünen Blättern, achsel- oder endständigen Blütentrauben und kugeligen Beeren, bei denen der Kelch die Oberhaut des Fruchtfleisches bildet. Etwa 100 Arten in der nördlichen gemäßigten und subtropischen Region, in den Bergländern Indiens, auf den Anden, Madagaskar und den Sandwichinseln. V. Myrtillus L. (Heidelbeere, Blau-, Schwarz-, Bruch-, Bick-, Pickelbeere, Besing), bis 30 cm hoher, kahler Strauch, mit scharfkantigen Ästen, eirunden, sein gesägten, sommergrünen Blättern, einzeln oder zu zwei stehenden, kugeligen, rötlichgrünen Blüten und blauschwarzen Beeren, bedeckt weite Strekken[986] in Mittel- und Nordeuropa, in Asien, Kanada und dem mittlern Nordamerika, besonders in Wäldern bis zur Weidenregion. Vielfach kommt in Deutschland auch eine weißfrüchtige Form vor, besonders häufig im Wesergebiet (Diepholz) bei Belzig etc. Heidelbeeren dienen als Obst, getrocknet als Arzneimittel (besonders in der Levante), auch zur Darstellung von Rotwein (roter Beerwein, vgl. Obstwein), Fruchtsäften, Branntwein und zum Färben des Weins. Über die Zusammensetzung der Heidelbeeren s. Obst. V. uliginosum L. (Sumpfheidelbeere, Sumpfbrombeere, Rausch- oder Trunkelbeere), bis 1,25 m hoher Strauch mit stielrunden Ästen, sommergrünen, verkehrt-eiförmigen, ganzrandigen Blättern, einzeln stehenden, weißlichen, rötlich überlaufenen Blüten und größern, schwarzvioletten, innen grünlichen Beeren, die fade schmecken und in Menge genossen Erbrechen erregen, findet sich in feuchten Wäldern, besonders auf torfhaltigem Boden in Europa, Asien und Amerika, in den nordischen und Gebirgsländern. V. Vitis Idaea L. (rote Heidelbeere, Krons-, Preißelbeere, Steinbeere, Mostjöcken, Hölperchen), bis 15 cm hoher Strauch mit immergrünen, verkehrt-eirunden, am Rand zurückgerollten, lederigen Blättern, weißlichen oder rosenroten Blüten in gipfelständigen, überhängenden Trauben und kugeligen, scharlachroten Beeren, wächst auf trockenem Heideboden, in Europa, Nordasien und Nordamerika ganze Strecken bedeckend. Die Beeren werden, jedoch nur eingemacht, häufig genossen (Zusammensetzung derselben s. Obst); auch bereitet man (z. B. im obern Schwarzatal) Branntwein (Steinbeerwasser, Beerenwasser) daraus. Preißelbeerkraut mit Rosmarin wurde und wird vereinzelt noch in Thüringen zu Brautkränzen benutzt. V. Oxycoccus L. (Moos-, Torfbeere), mit fadenförmigen, kriechenden Stengeln und Ästen, eirunden, spitzen, am Rand umgeschlagenen, immergrünen Blättern, langgestielten, roten Blüten mit radförmiger Krone und sehr schmackhaften roten Beeren, wächst in torfigen und sumpfigen Gegenden in Mittel- und Nordeuropa, Nordasien und Nordamerika. V. macrocarpum Ait. (großfrüchtige Moosbeere, Cranberry, Kranbeere, Krambeere), mit kriechenden, dünnen Ästen und Zweigen, großen, länglichen, am Rande kaum zurückgeschlagenen Blättern, schließlich seitenständigen Blüten und großen roten Beeren (s. Tafel »Beerenobst«, Fig. 9), wächst in den nördlichen und mittlern Staaten Nordamerikas, auch an wenigen Stellen Westeuropas, auf sumpfigem Boden, wird der sehr schmackhaften Frucht halber namentlich in Südjersey und Massachusetts viel kultiviert und ist auch in Deutschland auf sonst wertlosem Lande mit Erfolg angebaut worden. Die Blätter von V. Arctostaphylos L. in Kleinasien liefern geröstet und gerollt den kaukasischen oder Batumtee, der zum Teil zur Verfälschung des echten Tees benutzt wird.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 986-987.
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