Velten [2]

[11] Velten, 1) (Velthen, Veltheim), Johannes, Bühnenprinzipal, geb. 27. Dez. 1640 in Halle a. S., gest. 1692 in Hamburg, studierte in Leipzig Theologie und schöne Wissenschaften, war bereits 1661 Magister artium, widmete sich seit 1666 dem Schauspielerberufe, wurde bald Leiter einer wandernden Truppe, hatte als solcher zuerst 1678 großen Erfolg bei Hoffestlichkeiten in Dresden und fand, nachdem er in Braunschweig, Nürnberg, Regensburg, Augsburg etc. mit Glück gewirkt hatte, mit seiner Truppe feste Anstellung am kursächsischen Hofe in Dresden. V. reformierte den Spielplan, indem er die besten Stücke Molières, Corneilles, Calderons u. a. auf die Bühne brachte; er schränkte daneben das arg ausgeartete Stegreifspiel wesentlich ein, vertiefte die Auffassung, reinigte den Stiel der Darstellung und erwies sich so als ein verdienstvoller Vorläufer Gottscheds. Seine Witwe führte die Direktionsgeschäfte der Truppe mit geringem Glück weiter und starb nach 1730 in Wien. Vgl. K. Hein e, Johannes V. (Halle 1887).

2) Wilhelm, Stenograph, geb. 18. Jan. 1841 in Elberfeld, wirkte als Elementarlehrer und 1895–1903 als Rektor in Essen a. d. Ruhr und lebt seitdem als Privatmann in Laubegast-Dresden. Zuerst Anhänger der Stolzeschen Stenographie, veranlaßte ihn die Kritik des Staatssekretärs v. Stephan an der Dreizeiligkeit dieses Systems zur Ausarbeitung eines einzeiligen Kurzschriftsystems auf Stolzescher Grundlage, das er 1875 veröffentlichte und 1888 umgestaltete, und das in Westfalen Verbreitung fand. Er beteiligte sich an den Einigungsverhandlungen der deutschen Kurzschriftsysteme im J. 1896/97 und an der Ausarbeitung des Einigungssystems Stolze-Schrey, dem er nebst seiner Schule beitrat. Außerstenographischen Lehrbüchern (»Deutsche Schulstenographie«, 6. Aufl., Essen 1894; »Leitfaden der Parlamentsstenographie«, Düsseld. 1891, u. a.) schrieb er: »Niemals! Niemals! Beantwortung der Frage: Darf die Gabelsbergersche Stenographie in die höhern Schulen eingeführt werden?« (Essen 1884). Über das System V. vgl. die Tafeln »Stenographie« nebst Textblatt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 11.
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