Viardot-Garcia

[132] Viardot-Garcia (spr. wiardo-garßia), Pauline, Opernsängerin, geb. 18. Juli 1821 in Paris, zweite Tochter von Manuel Garcia (s. d. 1) und Schwester der Malibran (s. d.), begleitete als Kind ihren Vater nach Amerika und bildete sich dann in Paris unter Liszt zur Pianistin, von 1837 an aber zur Sängerin aus und wurde 1839 für die Italienische Oper in London engagiert. 1840 verheiratete sie sich mit dem Schriftsteller Viardot (s. unten), mit dem sie in Italien, Spanien, Deutschland und Rußland reiste. Später ward sie Mitglied des Théâtre lyrique in Paris, wo sie Glucks »Orpheus« zu neuem Leben erweckte. Seit 1862 von der Bühne zurückgetreten, lebte sie meist in Baden-Baden, seit 1871 in Paris als hochgeschätzte Gesanglehrerin. Die Stimme der Frau V. war ein ausgezeichneter Mezzosopran von großem Umfang, den sie mit vollendeter Kunst handhabte. Ihre gründliche musikalische Bildung bewies sie auch mit eignen Kompositionen, den Operetten: »Le dernier sorcier«, »L'Ogre« und »Trop de femmes« (Baden-Baden 1867, 1868 und 1869), 12 russischen Melodien und einem vortrefflichen Gesangsstudienwerk: »Une beure d'étude« (deutsche Ausg. von F. Gumbert, Berl. 1881). Von ihren Kindern haben sich zwei ebenfalls musikalisch ausgezeichnet: die älteste Tochter, Frau Louise Héritte-V., geb. 14. Dez. 1841 in Paris, als Komponistin einer 1879 in Weimar aufgeführten komischen Oper, »Lindoro«, und andrer Werke, ein Sohn. Paul, als Violinvirtuos und Schriftsteller (»Histoire de la musique«, Par. 1904). – Ihr Gatte Louis V., geb. 31. Juli 1800 in Dijon, gest. 5. Mai 1883 in Paris, studierte in Paris die Rechte, ging dann zur Journalistik über und wurde 1838 Direktor des Italienischen Theaters in Paris, gab aber diese Stellung bald auf, um seine Gattin auf ihren Kunstreisen zu begleiten. Er hat eine Reihe geschichtlicher und kunstgeschichtlicher Schriften veröffentlicht, darunter die »Histoire des Arabes et des Mores d'Espagne« (1851, 2 Bde.); »Espagne et beauxarts« (1866); »Apologie d'un incrédule« (1868; später u. d. T.: »Libre examen«, 6. Aufl. 1881); »Les merveilles de la peinture« (1868–69, 2 Bde.); »Les merveilles de la sculpture« (1869), auch zahlreiche Übersetzungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 132.
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