Wöllner

[740] Wöllner, Johann Christoph von, preuß. Staatsmann, geb. 19. Mai 1732 in Döbritz bei Spandau, gest. 10. Sept. 1800 in Großkietz bei Beeskow, Sohn eines Predigers, studierte seit 1749 in Halle Theologie, war Hofmeister beim General v. Itzenplitz, 1754–60 Prediger in Großbehnitz bei Berlin, pachtete die Itzenplitzschen Güter und heiratete 1768 die einzige Tochter des Generals v. Itzenplitz. Er schrieb: »Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Mark Brandenburg« (1766) und für Nicolais »Bibliothek über landwirtschaftliche Fragen«. 1770 zum Rat bei der Domänenkammer des Prinzen Heinrich ernannt, erwarb er sich die Gunst des Thronfolgers Friedrich Wilhelm II., ward bei dessen Thronbesteigung Geheimer Finanz-, Kriegs- und Domänenrat sowie Oberhofbau-Intendant und erhielt den Adel. Seit 1788 Staats- und Justizminister und Chef des geistlichen Departements, erhielt er sich durch seine Teilnahme an vielen geheimen Ordensverbindungen in der Gunst des Königs, beeinflußte ihn stark und benutzte seine Macht, um die lutherische Orthodoxie zu fördern und die der Aufklärung zu bekämpfen; diesem Zwecke diente das berüchtigte sogen. Wöllnersche Religionsedikt vom 9. Juli 1788 (27. Dez. 1797 wieder aufgehoben), das jede Abweichung von den Lehren der symbolischen Bücher mit bürgerlichen Strafen und Amtsentsetzung bedrohte. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms II. entlassen, lebte W. auf einem seiner Güter.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 740.
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