Zakynthos

[847] Zakynthos (Zante), eine der Ionischen Inseln (s. Karte »Griechenland«), nächst Cerigo die südlichste der sieben größern, liegt der Nordwestspitze des Peloponnes gegenüber, südlich von Kephallinia, und umfaßt 434 (nach neuern nur 394) qkm mit (1896) 45,032 griechischen, stark mit italienischem Blut gemischten Einwohnern, einschließlich 2000 Juden. Die fast ganz angebaute (Korinthenpflanzungen, Olivenwälder), wenngleich wasserarme Insel, wegen ihrer Fruchtbarkeit und Schönheit von den Italienern il fiore di Levante genannt, hat die Gestalt eines Ovals mit einer nach NO. (Kap Schinari) gerichteten Spitze und einem tiefen Einschnitt im SO. und ist den Erdbeben sehr ausgesetzt (1893 großes Erdbeben). Sie besteht vorwiegend aus flachem, jungtertiärem Hügelland, ist aber im W. und N. durch eine mäßig hohe, steil zum äußern Meer abbrechende Aufwölbung von Hippuritenkalk (im Vrachjonas bis zu 758 m) gebirgig. Das Klima ist mild und gesund. Hauptprodukte sind: Korinthen (jährlich zwischen 5 und 7,5 Mill. kg), Südfrüchte, Wein, Öl, Seide, Salz und Seife. Bei der Bucht von Keri im S. finden sich zwei schon von Herodot beschriebene Quellen flüssigen Erdpechs (Brunnen von 1,5 m Durchmesser und 1 m Tiefe), während auf der Nordostküste der Insel in einer bloß von der See her zugänglichen, zum Teil von Wasser erfüllten Grotte ein mineralisches Öl emporquillt. (Vgl. Mitzopulos, Die Eruption der Pechquellen von Keri in Zante und ihre vulkanische Natur. Petermanns »Geographische Mitteilungen«, 1896.) Getreide wird nur in geringer Menge gebaut, Wein nur für den eignen Bedarf. Die Waldungen des Altertums sind verschwunden; die Ölbäume der Ebene haben mehr und mehr dem die Hauptmasse der Ausfuhr liefernden Korinthenbau Platz gemacht. Haustiere werden wenig gehalten; das notwendige Vieh kommt aus Griechenland. Die Industrie umfaßt Baumwollspinnerei, Fabrikation von Teppichen, Seidenzeugen, Leinwand, Seife und Likören. Der Handel mit den Landesprodukten ist sehr bedeutend. Ein Teil der Bewohner (Zannoten) geht als Wanderarbeiter jährlich einige Zeit nach dem Peloponnes. – Die gleichnamige Hauptstadt, auf der dem Festlande zugekehrten Ostküste, an einem Hügel gelegen, dessen Gipfel die von den Venezianern erbaute Zitadelle krönt, ist Hauptstadt des gleichnamigen Nomos, der die Insel Z. umfaßt, Sitz eines griechischen Erzbischofs und eines katholischen Bischofs sowie eines deutschen Vizekonsuls, hat das Aussehen einer italienischen Stadt, viele Klöster und Kirchen (darunter die Kirche der Phaneromeni, die schönste Kirche der Ionischen Inseln, und die des St. Dionysius), Gymnasium, Zollhaus, Arsenal, Hafen mit Leuchtturm, Fabrikation von Teppichen, Seidenzeugen, Gold- und Silberwaren, Baumwollengarn, Seife, Leder, lebhaften Handel und Schiffahrt und (1896) 14,906 (als Gemeinde 17,478) Einw. Das Erdbeben vom 31. Jan. 1893 richtete große Verwüstungen an. – Z., im Altertum ursprünglich Hyria, hatte aus der Peloponnes eingewanderte Achäer zu Bewohnern, die auf der Ostseite die einzige gleichnamige Stadt gründeten. Im 2. Jahrh. v. Chr. fiel Z. in die Hände der Römer, welche die Insel zur Provinz Epirus schlugen. Darauf kam sie an das Oströmische Reich, im 13. Jahrh. in den Besitz des Königs von Neapel und im 14. Jahrh. in den der Venezianer. 1797–99 französisch, bildete Z. seit 1800 einen Teil der Ionischen Republik und fiel mit dieser 1863 an Griechenland. Vgl. B. Schmidt, Die Insel Z. (Freib. i. Br. 1899); Erzherzog Ludwig Salvator, Zante (Leipz. 1904, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 847.
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