Zaunkönig

[858] Zaunkönig (Troglodytes Vieill.), Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Schlüpfer (Troglodytidae), kleine Vögel mit kurzem, schlankem, pfriemenförmig zugespitztem Schnabel, kurzen, gerundeten Flügeln, kurzem, abgerundetem, aufrichtbarem Schwanz und mittelhohen, ziemlich schwachen, kurzzehigen Füßen. Der gemeine Z. (Zaun-, Baumschlüpfer, Schnee-, Winter-, Nessel-, Meisenkönig, Zaunschnerz, Troglodytes troglodytes L., T. parvulus Naum., s. Tafel »Sperlingsvögel I«, Fig. 1), 10 cm lang, 16 cm breit, auf der Oberseite rostbraun mit schwärzlichen Wellenlinien, auf der Unterseite ähnlich, aber heller gezeichnet. Das Weibchen ist etwas blässer als das Männchen. Der Z. findet sich in ganz Europa, in Nordwestafrika und in Kleinasien. In Deutschland weilt er das ganze Jahr hindurch. Er bevorzugt mit Gebüsch bewachsene Talwände, kommt auch in Gärten bei Dörfern und Städten vor und siedelt sich in unmittelbarer Nähe menschlicher Wohnungen an; er ist ungemein munter, hält sich beständig in niederm Gebüsch und Gestrüppe, fliegt nicht häufig und huscht wie eine Maus über den Boden. Sein Gesang ist sehr kräftig und voll und erschallt bei Sonnenschein auch im Winter. Er nährt sich von kleinen Insekten, den Eiern und Puppen derselben, von Spinnen und andern kleinen Tieren, im Herbst auch von Flieder- und andern Beeren. Sein Nest baut er auf Bäumen oder auf dem Boden, in Baum-, Erd-, Mauerlöchern; es ist rundlich mit sein ichem Eingang und stets sehr versteckt. Auch baut er Nester, die nur zum Schlafen, nicht zum Brüten dienen. Gewöhnlich brütet er im Mai und Juli. Das Gelege besteht aus 6–8 weißen, braunrot gefleckten Eiern (s. Tafel »Eier I«, Fig. 23), die Männchen und Weibchen in 13 Tagen ausbrüten. Die Jungen bleiben lange im Nest, halten auch später noch geraume Zeit zusammen und schlafen miteinander im Nest. An die Gefangenschaft gewöhnt sich der Z. schwer.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 858.
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