Barfus

[327] Barfus, adelige u. gräfliche Familie, seit dem 16. Jahrh. in Brandenburg, Pommern u. Schlesien angesiedelt, doch erlosch die Pommerische Linie, welche die Präsidentenstelle im Schöppenstuhl zu Stettin erblich besaß, schon in der Mitte des 16. Jahrh., sowie die Schlesische 1718. Von der Brandenburgischen Linie hat sich ausgezeichnet: Hans Albrecht, Graf v. B., geb. 1635 im Brandenburgischen, trat früh in vaterländische Militärdienste u. wurde 1677 zum Oberst ernannt. Als Generalmajor focht er 1683 an der Spitze eines Hülfscorps, welches er mit dem Grafen Truchseß dem Kaiser Leopold I. zugeführt hatte, gegen die Türken, rückte 1688 zum Generallieutenant u. Geh. Kriegsrath auf u. ging 1689 mit 5000 M. nach dem Rhein, um den Herzog von Lothringen bei der Belagerung von Mainz zu unterstützen. Große Auszeichnung erwarb er sich in dem folgenden Jahre. 1690 commandirte er unter dem Feldmarschall Derfflinger, 1691 trug er wesentlich zu dem entscheidenden Siege über die Türken bei Szalankament bei u. wurde zum General der Infanterie ernannt. Im folgenden Jahre focht er wieder am Rheine unter Feldmarschall Flemming, der an die Stelle des durch den Einfluß von B. gestürzten Schöning getreten war. Bei den Intriguen des damaligen Hofes spielte B. eine wichtige Rolle, namentlich wurde auch durch seinen Einfluß der Oberpräsident v. Danckelmann beseitigt. 1695 wurde er zum Feldmarschalllieutenant, 1696 bei Gelegenheit einer Sendung nach Preußen zum Feldmarschall befördert, erhielt 1698 das Präsidium des Oberkriegsraths u. wurde gleichzeitig zum Chef der Fußgarde u. eines Regiments zu Pferde, sowie zum Hauptmann der Ämter Ruppin u. Bellin ernannt, 1699 erhob ihn der Kaiser in den Reichsgrafenstand, u. nachdem er 1701 bei der Königskrönung des Kurfürsten Friedrich III. die Armee vertreten u. als erster Ritter den an diesem Tage gestifteten Schwarzen Adlerorden erhalten hatte, wurde er bald darauf Gouverneur von Berlin. Als er 1702 den Versuch machte, den allmächtigen Minister Kolbe v. Wartenberg zu stürzen, fiel er in Ungnade, mußte seinen Abschied nehmen u. zog sich nach Cossenblatt zurück, wo er Ende 1704 starb. Vgl. Barfus-Falkenberg, H. A. Graf v. Barfus, Berl. 1854.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 327.
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