Caen

[549] Caen (spr. Kang), 1) Arrondissement im franz. Departement Calvados; 201/6 QM., 143,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin, an der Mündung des Odon in die Orne, die zur Fluthzeit Seeschiffe bis zur Stadt trägt. Gut gebaut, breite Straßen, schöne Gärten u. Promenaden, große freie Plätze Sitz des Präfecten, der Departementsbehörden, Appellationsgericht, Assisen, 2 Friedensgerichte, Handelsgericht, Remontedepot; unter den Kirchen ist bemerkenswerth die St. Stephanskirche mit Grabmal [549] Wilhelms des Eroberers; Justizpalast, Stadthaus, Börse, Theater; Akademie mit Facultäten der Jurisprudenz u. der Schönen Wissenschaften (früher Universität, in der Revolution aufgelöst); Naturhistorisches u. Physikalisches Cabinet, Chemisches Laboratorium, Bibliothek, Botanischer Garten, Navigationsschule, Bauschule, Zeichnen- u. Gewerbschule, Taubstummeninstitut; Gesellschaft der Wissenschaften, Linnésche u. Medicinische Gesellschaft, Gesellschaft der normandischen Alterthumsforscher, Ackerbau-, Handels- u. Philharmonische Gesellschaft, Berathungskammer für Kunst u. Manufactur. Spitzenklöppelei in Zwirn, schwarzer u. weißer Seide, Baumwollen- u. Wollenmanufacturen, Strumpfwirkerei, Angoragewebe, Leinweberei, Fabriken von Lederwaaren, Spielkarten, Feilen, Porzellan u. Fayence, buntem Papier, Tapeten, Gerbereien, Brauereien; Fischerei, Austernfang, Blumenzucht. C. hat lebhaften Handel u. einen Hafen an der Orne; durch den 13,834 Meter langen, mit einem Kostenaufwand von 9 Millionen Franken erbauten u. im August 1857 beendigten Kanal ist C. mit dem Meere verbunden. Reste einer in der Revolution größtentheils zerstörten Citadelle. Jährlich 15tägige Messe. Geburtsort von Faber, Pierre Huet, Auber, Malherbes u. Segrais. Eisenbahnverbindungen: im Betrieb nach Paris über Cisieux, Zweigbahn von da nach Honfleur; im Bau begriffen nach Vayeux u. weiter von da nach Cherbourg; projectirt nach Alençon. 41,394 Ew. – C. ist im 11. Jahrh. von Wilhelm dem Eroberer angelegt u. hieß Cadomus. 1091 hier Friede zwischen Robert III. von der Normandie u. den Engländern (s. Normandie); 1436 gründete König Heinrich VI. von England hier eine Universität (in der Französischen Revolution aufgehoben); 1562 kam es in die Hände der Hugenotten, doch unterwarf es sich bald dem Könige wieder; aber später eroberten die Reformirten mit Coligny's Hülfe das Schloß. 1793 wurde unter Wimpfen von C. aus ein Aufstand gegen die Jacobiner versucht, s.u. Französischer Revolutionskrieg. 1815 ward es von dem preußischen 1. Armeecorps genommen u. die Citadelle besetzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 549-550.
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