Camerarĭus [2]

[599] Camerarĭus, 1) Joachim I., geb. 12. April 1500 in Bamberg, stammte aus einem alten kärnthnischen Geschlecht, das sich eigentlich Liebhard, seit etwa 1100 als Kammermeister der Bischöfe von Bamberg, Kammermeister nannte, was C. latinisirte. C. ging 1521 mit Eobanus Hessus nach Wittenberg, wo er Melanchthons Freund wurde; wurde 1526 Lehrer der Lateinischen u. Griechischen Sprache in Nürnberg u. 1530 Deputirter am Reichstage zu Augsburg, wo er mit Melanchthon die Augsburgsche Confession abfaßte. 1535 berief ihn Herzog Ulrich von Württemberg nach Tübingen, um der Universität eine neue Organisation zu geben, in gleichen Geschäften ging er 1541 nach Leipzig, wo er länger Rector war; 1555 war er wieder mit Melanchthon als Deputirter auf den Reichstagen zu Augsburg, zu Nürnberg u. 1556 in Regensburg. 1568 folgte er der Einladung des Kaisers Maximilians II. nach Wien, um sich mit ihm über mehrere kirchliche Dinge zu berathen. Er kehrte nach Leipzig zurück u. st. hier 17. April 1574. Seine Schriften, über 150, umfassen fast alle Zweige des menschlichen Wissens. Von fast allen griechischen Schriftstellern gab er ganz od. zum Theil Übersetzungen mit Scholien u. Erklärungen, auch zu Cicero, Quintilian, Plautus, Terenz, Virgil Commentare u. Bemerkungen heraus. Am berühmtesten ist sein Leben Melanchchons, Lpz. 1592 u.ö., neueste Ausg. von Strobel, Halle 1777, u. dessen Briefe, Lpz. 1569. Noch schr. er: Commentarii linguae gr. et lat., Bas. 1551, Fol.; Griechische u. lateinische Gedichte, Epistolae familiar, Frkf. 1583–95, 3 Bde. 2) Joachim II., des Vor. Sohn, geb. 1534 in Nürnberg, prakticirte daselbst seit 1564 als Arzt u. st. 1598 als Decanus perpetuus des Medicinischen Collegiums; er gab heraus Matthioli, De plantis epitome, Frkf. 1585 (mit Geßners Holzschnitten) u.ö., zuletzt 1626, deutsch von Handsch, ebd. 1586, Fol.; schr.: De re rustica, Nürnb. 1577; Hortus medicus et philosoph., Frkf. 1588, 1654; Symbola et emblemata, Nürnb. 1590–1597 u.ö., zuletzt Mainz 1677 u. m. a. 3) Rudolf Jakob, geb. 1665 in Tübingen, war Professor der Medicin u. Director des Botanischen Gartens daselbst. Er ist der Erste, welcher die männlichen u. weiblichen Befruchtungsorgane der Pflanzen richtig erkannte u. den eigentlichen Grund zur Sexualtheorie legte; er schr. u.a.: Epistolae de sexu plantarum, Tüb. 1694, n. A. 1749.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 599.
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