Coehorn

[241] Coehorn (spr. Kuhorn), Minuo Baron v. C., geb. 1634 in Friesland, diente als Ingenieur in der Armee der Republik Holland u. hatte sich schon einen bedeutenden Namen gemacht, als im Kriege mit Frankreich, bes. 1672, eine Festung nach der andern in die Hände der Franzosen fiel. In Folge dessen ward C. beauftragt, den Befestigungen durch Anlagen nach seinen Ideen größere Stärke zu verleihen. Schnell nach einander befestigte er mehrere Plätze seines Vaterlandes u. der Alliirten desselben, zeigte beiden, wie sie solche zu vertheidigen u. die Plätze ihres Gegners anzugreifen hätten, u. gelangte durch sein Talent dahin, den entscheidenden Einfluß zu schwächen, welchen sein Zeitgenoß Vauban bis dahin auf die Kriegsbegebenheiten gehabt hatte. Mehrfach stand er dem Marschall Vauban persönlich gegenüber, erwarb sich namentlich in der Vertheidigung von Namur 1692 dessen Lob u. erhielt für seine Leistungen, sowohl beim Angriff als bei der Vertheidigung u. dem Bau der Festungen, den Titel eines Fürsten der Ingenieure. Sein Vaterland erkannte seine Verdienste an u. überhäufte ihn mit allen möglichen Ehren. Er war General der Artillerie, Generallieutenant der Infanterie, Generaldirector aller niederländischen Festungen u. Gouverneur von Flandern u. der Scheldefestungen. Die Anwendung seiner Befestigungsideen bezeichnet den Anfang der sogenannten Neu-niederländischen Manier; zuerst veröffentlichte er dieselben in seinem Werke: Versterkinge des Vyfhoeks met alle sijne Buijtenwerken, Leuwarden 1682, wogegen ein Ungenannter in demselben Jahre mit einer Kritik: Architectura militaris auftrat, die C. sodann in seiner Wederleginge der Architectura militaris, 1683, bekämpfte; noch mehr aber begründete er seinen schriftstellerischen Ruf durch das Werk: Nieuwe Vestingbouw, Leuwarden 1685 (deutsch 1708 u. Düsseldorf 1709, franz. 1706 u. Haag 1741). Von den drei durch C. aufgestellten Befestigungsmanieren sind die zweite u. dritte niemals zur Anwendung gekommen, dagegen wurden von ihm selbst die Anlagen von Nimwegen, Breda, Namur, Bergen op Zoom, Manheim, Gröningen u.a., theilweise nach der ersten Manier, ausgeführt. Im Festungskriege ist es sein Verdienst, hauptsächlich das Wurffeuer zu größerer Geltung gebracht zu haben; mehrere Festungen belagerte u. eroberte er, so Bonn, Trarbach, Lüttich, Namur. Er st. 1704, u. ihm wurde zu Wijkel ein Denkmal gesetzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 241.
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