Karmeliter

[328] Karmeliter, gestiftet um 1156 von Berthold Grafen von Limoges als Einsiedlerschaft an dem Eliasbrunnen auf dem Berge Karmel u. 1209 vom Patriarchen Albrecht II. zu Jerusalem mit einer Regel begabt, welche Papst Honorius III. 1224 bestätigte. Ihr Vorsteher hieß Archiphylax (Erzwächter). 1238 wanderten die Mönche nach Cypern u. Sicilien aus, 1240 nach England, 1244 nach Frankreich, hielten 1245 ihr erstes Generalkapitel zu Aylesford in England u. wählten Simon Stoch zum General, welcher durch Regelnumformung den Orden zum Bettelorden 1247 machte, übrigens in Leben u. Pflichten Manches milderte. Nach einer zweiten Milderung von Papst Eugen IV. 1431 u. einer dritten von Pius II. 1459 entstand die erste große Trennung im Orden, indem ein Theil diesen Milderungen sich fügte u. sich Conventuale od. Beschuhete K., der andere Theil bei der ersten Strenge beharrte u. sich Observanten od. Karmeliter-Barfüßer nannte. Später bildeten sich wieder viele besondere Congregationen mit eigenen Regeln. Der Orden genoß die Ehre der Bewachung der Casa santa zu Loretto u. umfaßte in der höchsten Blüthe in 38 Provinzen 587 Klöster. Tracht: ursprünglich braune od. dunkelgraue Kutte, weißer, schwarz od. braun quergestreifter Mantel, dazu kam später das von der Mutter Gottes dem General des Ordens S. Stoch behändigte graue Scapulier; die Mäntel waren ganz weiß. Später trugen manche Conventualen schwarze Kutten u. die Observanten behielten die grauen od. braunen bei. Karmeliterinnen, gestiftet 1452 von dem Karmelitergeneral Johann Soreth, nach den strengen Regeln des Ursprungs; Tracht: Rock u. Scapulier von braungrauem Tuch, Weihel schwarz, Mantel weiß Manche ertheilen Unterricht, nehmen lebensmüde Frauen u. Mädchen als Kostgängerinnen auf, folgten übrigens allen Fluctuationen u. Spaltungen der K. Karmeliterinnen-Barfüßerinnen, s.u. Barfüßer d). Die Tertiarier-K. wurden 1477 nach dem Vorbild der Tertiarier-Minoriten u. nach der Urregel St. Albrechts gestiftet, für Personen beider Geschlechter, Geistliche u. Weltliche, sofern sie ein tadelloses Leben führen, der heiligen Jungfrau besondere Ehrfurcht bezeugen, keiner Ketzerei u. keines Ungehorsams gegen die Römische Kirche[328] verdächtig etc. sind; Tracht: brauner Rock, schwarzer Ledergürtel, braunes Scapulier, weißer Kapuzmantel; die Frauen tragen dazu einen weißen Schleier ohne Stirnbinde u. Vortuch. In Ländern, wo die Tertiarier überhaupt weltlich gingen, durften auch sie es thun, aber nur die braune Farbe wählen. Sie waren über ganz Europa zahlreich verbreitet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 328-329.
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