Kriegstheorie

[823] Kriegstheorie (Feldherrnwissenschaft), die aus den Kriegswissenschaften gewonnenen Resultate u. Regeln, nach denen die Kriegskunst (s.d.) zu üben ist. Da viele Factoren im Kriege (s.d.) immer veränderlich erscheinen od. unmeßbar sind, so kann die K. keine abgeschlossene Wissenschaft, wie etwa die Mathematik, sein, trotzdem kann sie dem natürlichen Takte des Befehlenden, od. seinem Genie, indem sie die Anschauung klärt u. den Willen leitet, zweckmäßig zur Seite stehen. Schon die Alten suchten (wie Xenophon u. Polybios) eine K. aufzustellen, u. bis zum 18. Jahrh. gelangte man nicht weiter, als jene. Erst die neueste Zeit hat seit dem 18. Jahrh. mit Erfolg die K. zu schaffen versucht, indem sie aus den allgemeinen Bedingungen der Kriegsführung, Zweck, Beschaffenheit der Heere, Eigenschaften von Zeit u. Raum, allgemeine Grundsätze der Kriegskunst als nothwendige, von den Thatsachen der Geschichte unabhängige Ergebnisse herzuleiten u. sie als Richtschnur für die Handlungsweise der Feldherren hinstellte. In neuester Zeit haben namentlich Valentini, Clausewitz, Erzherzog Karl, Napoleon, Lossau, Jomini, Okounew, Willisen, After u. And. durch ihre Werke die K. auszubauen versucht; Rüstow schrieb eine Geschichte der Feldherrnkunst des 19. Jahrh., Zür. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 823.
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