Mösĭa

[480] Mösĭa, in alter Zeit der nördliche Theil Thraciens, zur römischen Zeit eine besondere Provinz in Osteuropa; grenzte im Süden an Thracien u. Macedonien, davon durch den Hämus u. Skordus getrennt, im Westen an Illyricum u. Pannonien, durch den Drinus u. Savus geschieden, im Norden an Dacien, wo der Danubius die Grenze bildete, u. im Osten an das Schwarze Meer, begriff also das jetzige Serbien u. Bulgarien; Gebirge: Hämus, Orbelus, Skordus, welche von der Grenze her das ganze Land mit Hügeln durchzogen; Flüsse: Drinus u. die Nebenflüsse der Donau: Margus, Pingus, Timachus, Cebrus (Kiabros), Öscus, Utus, Eskamus, Jatrus u. Noes; zum Schwarzen Meere ging der Panysos. Eingetheilt wurde M. in Ober- (M. superior) u. Niedermösien (M. inferior), jenes den westlichen, dieses den östlichen Theil begreifend u. durch den Fluß Cebrus von einander getrennt; die vornehmsten Völkerschaften waren in Obermösien die Tricornensier, Timachen, Möser od. Myser, Dardaner, Celegerer; in Niedermösien die Triballer, Geten u. Scythen, nach welchen der nordöstlichste Theil des Landes auch Klein-Scythien (Scythia minor) hieß, die Peuciner, Krobyzen, Ötensier, Obulensier, Demensier, Piarensier. In Obermösien lagen die Städte Singidunum, Tricornium, Mons aureus, Margum, Viminacium, Cuppä, Egeta, Ratiaria, Naissus, Serdica (Triaditza), Scupi, Ulpianum u. v. a.; in Niedermösien: Öscus, Utus, Nicopolis, Novä, Durostorum, Noviodunum, Istropolis, Tomi, Callatis, Cruni, Odessus, Mancianapolis etc.

In den ältesten Zeiten wurde M. von Völkern thrakischen Stammes bewohnt, unter denen die Möst das Hauptvolkwaren, welche man gewöhnlich als aus Kleinasien hierher gewandert annimmt, während wahrscheinlich umgekehrt Möser nach Mysien (s.d.) wanderten u. dies Land M. nannten. Römische Provinz wurde M. unter Augustus, nach And. erst unter Tiberius, wenigstens wird der erste Proprätor dort erst 15. n.Chr. erwähnt. Die Provinz war kaiserlich u. Anfangs ungetheilt; erst unter Trajanus scheint sie in Ober- u. Niedermösien getheilt worden zu sein. Als Kaiser Aurelianus im 3. Jahrh. Dacien räumen mußte, verpflanzte er die römischen Bewohner Daciens nach dem mittleren Theile M-s, von der südlichen Beugung des Danubius bis zum Utus, u. nannte diesen Strich Dacia Aureliani. Mit dem Sinken der römischen Macht wurde M. ein Tummelplatz der von Norden u. Osten einbrechenden sarmatischen, germanischen u. slawischen Stämme, so nach einander der Jazygen, Gepiden, Ostgothen, Slawen u. Bulgaren, welche Letzte sich im Lande behaupteten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 480.
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