Mesmer [1]

[161] Mesmer, Franz Anton, geb. 23. Mai 1734 (1733) in Iznang am Unterbodensee, studirte auf der Jesuitenschule in Dillingen Mathematik u. Physik, dann in Wien Medicin u. practicirte hier seit 1766 als Arzt. Er bildete seine Ansichten über eine unerkannte Verbindung höherer Kräfte mit dem Menschen weiter aus u. kam auf eine ganz neue Theorie der Krankheits- u. Heillehre. Sein ganzes Streben ging dahin, das in der Natur allwirkende, belebende Princip in seine Gewalt zu bekommen, erst in der Elektricität, seit 1772 im Magnetismus, worauf er durch M. Hell geleitet wurde. Auch der Mineralmagnet genügte ihm nicht, u. seit 1773 brauchte er ihn in seinen Curen nur als Leiter, brachte dagegen die Haupteinwirkung auf seine Kranken durch Bewegungen der eigenen Hände gegen sie zu Stande u. entdeckte so den Thierischen Magnetismus; er machte seine Erfahrungen in der Schrift: Schreiben an einen auswärtigen Arzt über die Magnetcur, Wien 1774, u. in: Schreiben über die Magnetcur an das Publicum, ebd. 1775, bekannt. Hierauf gründete er in seinem Hause ein kleines magnetisches Hospital, u. hier wurde er mit den Erscheinungen des Somnambulismus (s.d.) bekannt; nebenher beschäftigte ihn die eben neu erfundene Harmonica, deren Tonschwingungen er ebenfalls einem magnetischen Einflusse beimaß. 1778 kam er nach Paris u. fixirte sich hier. Die 29 Sätze seines inzwischen ausgebildeten Natursystems wurden aber von der Akademie verworfen u. die medicinische Facultät entzog sich dem von M. geschehenen Antrag der Prüfung seiner Heilart. 1781 erhielt er von der französischen Regierung den Auftrag, eine Anstalt seiner Lehren zu gründen. Eine halbe Million, welche in den Provinzen für ihn unterzeichnet wurde, bestimmte er zur Errichtung von 20 magnetischen Heilanstalten (Harmonische Gesellschaften) in ganz Frankreich, von denen aus die neue Lehre sich nach den französischen Colonien u. Italien verbreitete, obschon die Medicinische Facultät in Paris einen förmlichen Bannfluch gegen alle französischen Ärzte aussprach, welche M-s Lehre förderten u. in Anwendung brächten. Die Französische Revolution wirkte nachtheilig auf M-s Lehre; er selbst verlor Alles u. entging nur durch die Flucht der Guillotine, lebte als Arzt zu Frauenfeld in der Schweiz, seit 1813 in Constanz u. seit 1814 in Meersburg, wo er 16. Febr. 1815 starb. Er schr.: Mémoire sur le magnetisme animal, Genf 1779; Erläuterungen über Somnambulismus u. Magnetismus, 1812; Mesmerismus, Berl. 1814; Erinnerungen u. Nachrichten über sein Leben schrieb Iust. Kerner, Frkf. 1856. Vgl. Wurm, Darstellung der M-schen Heilmethode, nebst Biographie M-s, Münch. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 161.
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