Nauplĭa

[722] Nauplĭa, 1) Eparchie in der Nomarchie Argolis u. Korinth im Königreich Griechenland; 2) (Napoli di Romania, Anapli, auch im Alterthum schon Nauplia, sowie jetzt auch Nauplion), befestigte Hauptstadt der Nomarchie, am Argolischen Meerbusen, mit geräumigem u. sicherem Hafen, in welchem die Insel u. das Fort Burtschi liegt, auf einer kleinen, durch eine schmale Landenge mit dem Festlande zusammenhängenden felsigen Halbinsel u. am Fuße eines hohen, schroffen Felsens mit der weitläufigen Citadelle Palamidi u. der Veste Itschkale, welche N. zur stärksten Festung u. zu einem wichtigen Seeplatz des Königreichs machen; sie ist der Sitz des Nomarchen, eines Erzbischofs, Appellationsgerichts u. Gerichtshofes erster Instanz, sowie eines Friedensgerichts, hat Gymnasium, 3 Gemeindeschulen, Lazareth, 7 Kirchen u. über 4000 Ew. – N., eine Stadt in Argolis, war im Alterthum unbedeutend, da die Bewohner nach dem Zweiten Messenischen Kriege nach Methone übergesiedelt wurden. Im Mittelalter, als die barbarischen Stämme in den Peloponnes eindrangen, erlangte N. durch seine Lage eine große Wichtigkeit, indem es zu den Küstenfestungen gehörte, in welche sich die griechische Bevölkerung zurückzog, u. wurde einer der Hauptorte der Halbinsel. Nach der Eroberung Constantinopels durch die Lateiner (1204) suchte der kaiserliche Statthalter von N., Leo Sguros, von hier aus ein unabhängiges Fürstenthum in Griechenland zu errichten, u. obgleich er von den Franken geschlagen wurde u. der größte Theil der Halbinsel in deren Hände gekommen war, behaupteten sich die Griechen noch bis 1247 in N. Unter Kr Herrschaft der Franken bildete es mit Argos ein kleines Herzogthum, mit welchem die Großherren von Athen belehnt wurden, von denen es jedoch später an die Republik Venedig überging, die es, nachdem die Türken den größten Theil des Peloponneses in Besitz genommen hatten, noch 80 Jahre behaupteten. Während der Herrschaft der Venetianer im 15. u. 16. Jahrh. war N. die Hauptstadt von Morea, bis Suleiman II. sie 1540 eroberte; die Venetianer besaßen sie auch später wieder von 1686–1715. Von da an bis 1822 blieb sie im Besitze der Türken, wo am 30. Novbr. (12. Decbr.) die Griechen sie einnahmen u. sich auch dann behaupteten, als Ibrahim Pascha den größten Theil der Halbinsel, wieder unterworfen hatte. Von 1824 bis zur Übersiedelung nach Athen (1834) war N. der Sitz der Regierung des neuen Staats. Am nördlichen Fuße der Festung zieht sich die unter Kapodistrias angelegte Vorstadt Pronia hin, in deren Nähe der König Ludwig von Baiern 1841 den in Griechenland umgekommenen Baiern einen in den lebendigen Felsen gehauenen Löwen als Denkmal hat setzen lassen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 722.
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