Niemcewicz

[941] Niemcewicz, Julian Ursin, aus einer angesehenen Familie Polens stammend, geb. 1757 in Skoki in der lithauischen Wojewodschaft Brzesc; war als Abgeordneter der Provinz Livland u. Marschall bei der polnischen Reichsversammlung 1788–92 einer der wärmsten Verfechter der Rechte des dritten Standes, kämpfte 1794 unter Kosciuszko als dessen Adjutant gegen die Russen u. wurde bei Maciesvice gefangen; von Paul I. freigelassen, folgte er nun Kosciuszko nach Amerika u. kehrte 1802 nach Warschau zurück; hier gab er 2 Bände seiner Werke heraus, welche in die von Thaddäus Mastowsky veranstaltete Sammlung polnischer Autoren aufgenommen wurden. 1803 lebte er in Paris, ging 1804 von Neuem nach Amerika, kehrte aber später nach Polen zurück, u. als sich hier 1812 mehre Districte für die nationale Unabhängigkeit bewaffneten, erwählte ihn der Adel von Brzesc zum Marschall. Nach den Unfällen der französischen Armee ging er abermals nach Nordamerika; später lebte er wieder in Warschau, wo er Präsident der Akademie war. Nach dem Mißglücken der Polnischen Revolution von 1830 flüchtete er nach England, später aber nach Paris, wo er 21. Mai 1841 starb; in Montmorency, wo er begraben wurde, ward ihm 1841 ein Denkmal errichtet. Er schr.: Historische Nationalgesänge der Polen, Warsch. 1816 (deutsch von Gandy, Lpz. 1833); Geschichte der Regierung Sigismunds III., ebd. 1819, 3 Bde.; Kasimir der Große (Schauspiel), ebd. 1792; Fabeln u. Erzählungen, ebd. 1820, 2 Bde.; Sammlung von Memoiren zur alten polnischen Geschichte, ebd. 1822, 3 Bde., n.A. ebd. 1840; Johann von Tenczyn, Warsch. 1825, 3 Bde. (deutsch Berl. 1828, 2. A. 1834); Lewi u. Sara, Briefe polnischer Juden (deutsch ebd. 1825); Gesammelte Werke, ebd. 1840, 12 Bde.; Tragödie: Ladislaus zu Varna; die Komödien: Der Egoist; Die Pagen des Königs Johann; die Opern: Hedwig; Kocharowski. Aus[941] seinem literarischen Nachlasse wurden Notes sur ma capitivité à Petersbourg, Par. 1853, veröffentlicht; seine Memoiren, ebd. 1840. Vgl. Lebensbeschreibung von A. Czartoryiski, ebd. 1860.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 941-942.
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