Normannische Inseln

[113] Normannische Inseln (von den Engländern Channel Islands, von den Franzosen Iles Normandes genannt), britische Inseln im Kanale (La Manche), mahe an Frankreich, an der Westküste der ehemaligen Normandie (des jetzigen Departements Manche), Überbleibsel der britischen Eroberungen in Frankreich, 12,6 QM., mit (1851) 90,800 Ew. französischer Abstammung; sie sprechen einen Dialekt der Altnormannischen Sprache, doch auch englisch u. französisch, u. bekennen sich zur Reformirten Kirche. Die Inseln sind felsig, aber ausgezeichnet durch ihr gesundes, mildes Klima, ihre große Fruchtbarkeit u. ihren trefflichen Anbau; Producte: Getreide, Obst, Gemüse, Vieh; man treibt Schifffahrt (regelmäßige Dampfschiffverbindung mit England u. Frankreich), Handel (Schleichhandel). Sie dienen vielen französischen Flüchtlingen als Asyl. Die vier größeren heißen: Jersey, Guernsey, Sark u. Alderney (s.d.a.). Die N. J. stehen zwar unter der Krone [113] England, gehören jedoch nicht zum Reiche (Realm) u. haben keinen Antheil an der Verfassung, daher auch keine Vertreter im Parlament; dagegen sind sie aller Vortheile der Engländer theilhaftig, besitzen außerdem noch zahlreiche besondere Privilegien, sogar Zoll- u. Abgabenfreiheit. Sie haben eine besondere, der englischen nachgebildete Verfassung, einen eigenen Gerichtshof u. Ständeversammlung, welche aus den Richtern, den Geistlichen (auf Lebenszeit) u. auf drei Jahre gewählten Abgeordneten (Connetables) besteht. An der Spitze der Verwaltung steht ein Gouverneur. Zu Kriegszeiten wird hier starke Besatzung gehalten, außerdem sind noch einige Regimenter Nationalmiliz hier.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 113-114.
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