Pferdestall

[957] Pferdestall, ein zur Wohnung der Pferde eingerichtetes Gebäude, dessen Größe sich nach der Anzahl der Pferde richtet, welche darin stehen sollen. Er muß wo möglich von Osten nach Westen gebaut sein, damit in der Südseite Fenster angebracht werden können, um der frischen Luft u. dem Sonnenlichte freien Zugang zu gestatten, indem die Pferde in dunkeln Ställen dumm u. scheu werden, auch Augenkrankheiten bekommen. Die Höhe des P-s muß 10–12 Fuß betragen u. jedes Pferd einen 10–11 Fuß langen u. 6 Fuß breiten Stand erhalten. Diese Stände werden durch 5 Fuß hohe Bohlen- od. auch blos Schwebebäumewände von einander geschieden, damit sich die Pferde nicht durch Beißen u. Schlagen schaden können. Diese Unterschiede müssen glatt gehobelt sein, damit die Pferde sich die Schweifhaare nicht ausraufen, wenn sie die Fliegen abwehren wollen. Die Krippe (ein trogähnlich ausgehöhlter Baumstamm, welcher ganz glatt gearbeitet od. mit Eisenblech beschlagen ist, damit die Pferde das Maul nicht beschädigen, noch weniger krippenbeißen u. koppen [s.b.]), soll 18 Zoll breit, 15 Zoll tief sein u. 4 Fuß über dem Boden stehen, so daß sie dem Pferde bis an die Brust reicht.[957] Statt von Holz kann sie auch von Stein od. Gußeisen sein. Etwa 2 Fuß über der Krippe wird die Raufe, zum Aufstecken des langen Futters, befestigt, so daß die Pferde sie mit den Mäulern erreichen u. das Futter bequem herauslangen können. Die Raufe ist entweder von Holz od. korbähnlich aus geschmiedetem Eisen. Der Fußboden ist entweder mit Steinen gepflastert, od. mit Stammholz, welches auf die hohe Seite gestellt wird, ausgelegt u. ein wenig nach hinten geneigt, damit die Feuchtigkeit leicht abfließen kann. Die Decke ist entweder gewölbt od. ausgeschalt u. mit Kalk beworfen. Zu Abführung der Dünste werden in der Decke breterne Zugröhren angebracht, welche mittelst leichter Schieber geöffnet u. geschlossen werden. Die P-e sind entweder einfach, wenn nur eine Reihe Pferde darin stehen kann, od. doppelt, wenn die Pferde in zwei Reihen stehen; im letzteren Falle müssen sie 15–16 Ellen, im ersteren aber 9–10 Ellen weit sein; es bleibt dann hinter den Pferden noch ein geräumiger Gang (Futtergang). Übrigens enthalten sie noch die Schlafstellen der Knechte, Futterkästen u. Heubuchten. Brucés Stalleinrichtung besteht in einer selbstthätigen Raufe, einer selbstthätigen Krippe mit neuem verbessertem Siebe u. einem Befestigungsapparat mit Kopfhalter nach neuem Princip, um zu verhüten, daß sich das Pferd verwickelt od. Hinstürzt. Mit Hülfe dieser Stalleinrichtung kann man jeden von Mauern eingeschlossenen u. mit einem Dache versehenen Raum in wenig Minuten in einen Pferdestall umwandeln. An der Raufe ist ein Zeiger angebracht, welcher das vorhandene Quantum Heu jeden Augenblick angibt u. Verschwendung von Heu verhütet. Die Krippe ist so eingerichtet, daß das Pferd mit einem Mal nur wenig Hafer bekommt u. daß derselbe nicht durch Schnauben befeuchtet wird, auch nicht herausgeworfen werden kann. Der Kopfhalter ist an einer hohlen Röhre, in der ein Gewicht u. der Halfterstrang auf- u. niedergleiten, angebracht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 957-958.
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