Regnault de St. Jean d'Angely

[933] Regnault de St. Jean d'Angely (spr. Renjoh d'fängt Schang d'Angscheli), 1) Graf Michel Louis Etienne, geb. 1760 in St. Fargeau, wo sein Vater Präsident des Tribunals u. Slidelegirter der Intendanz war wurde um 1780 Advocat[933] u. begab sich zu seinem Vater, der sich wegen Blindheit nach St. Jean di Angely zurückgezogen hatte; er wurde 1782 Lieutenant der Prevoté Rochefort u. 1789 zum Repräsentanten des dritten Standes der Etats généraux seiner Provinz gewählt, blieb als Abgeordneter bei der Constituirenden Versammlung u. zeigte sich als Freund der gemäßigten Monarchie, gab auch in diesem Sinne mit Duquesnoi, Cheronn. André Chemier ein Journal: L'ami des patriotes, heraus. Bei dem Sturm auf die Tuilerien vom 10. Aug. 1792 war er in diesen, er entrann mit Mühe dem Tode u. verbarg sich bis zum 9. Thermidor. Er kehrte nun nach St. Jean d'Angely zurück, wurde aber am 12. Vendemiaire wieder nach Paris berufen. Verhaftet, wurde er durch eine Amnestie wieder befreit u. bei der Armee in Italien Generaladministrator der Spitäler. Hier wurde er Bonaparten bekannt, welcher ihn mit nach Ägypten nahm, aber in Malta als Civilcommissär zurückließ; nachdem Malta in die Hände der Engländer gefallen war, privatisirte R. bis nach Bonapartes Rückkehr, redigirte dann den Constitutionnel eine Zeitlang, wurde 1802 Staatsrath u. hierauf Präsident einer Section des Conseils, Staatssecretär der kaiserlichen Familie, Großprocurator u. Graf. Er begleitete die Kaiserin 1814 nach Blois u. ging dann mit einer Mission dieser zu ihrem Vater, dem Kaiser Franz; er blieb während der ersten Restauration ohne Anstellung, trat in den Hundert Tagen in seine alten Ämter ein, wurde aber nach Ludwigs XVIII. Rückkehr durch die Ordonnanz vom 24. Juli verbannt; er ging nach Amerika, 1817 nach Belgien u. erhielt 1819 die Erlaubniß zur Rückkehr, starb aber an demselben Tage seiner Ankunft in Paris, 10. März. 2) Graf Auguste Michel, Sohn des Vor., geb. 30. Juli 1794, wurde 1812 Unterlieutenant, 1813 Lieutenant u. Adjutant der Generale Piré u. Corbineau; 3. Mai 1815 zuerst mit Capitäns-, dann mit Majorsrang zum Ordonnanzoffizier Napoleons ernannt, leistete er beim Generalstabe der Kaisergarde Dienste u. nahm nach der Abdankung des Kaisers seinen Abschied; 1828 trat er wieder in die Armee u. wurde dem Generalstabe des Marschalls Maison bei dem Zuge nach Morea zugetheilt, 1830 wurde er Oberstlieutenant, 1832 Oberst u. Commandeur des ersten Lancierregiments, 1841 Generalmajor u. commandirte 1842 die erste Brigade der ersten Cavalleriedivision der Marne u. 1845 die Cavalleribrigade zu Versailles. Nach der Februarrevolution 1848 wurde er vom Charentedepartement zum Vertreter in die Constituirende Versammlung gewählt u. hier Mitglied des Kriegscomités u. gehörte zum Poitiersverein. Am 10. Juli 1848 wurde er zum Divisionsgeneral u. am 15. April 1849 zum Tommandeur der Landtruppen der Expedition nach Italien ernannt. Zurückgekehrt nach Frankreich gehörte er zu den Häuptern der bonapartistischen Partei, war vom 10. bis 24. Jan. 1851 Kriegsminister, wurde nach dem Staatsstreiche vom 2. Dec. Mitglied der consultativen Commission, am 27. Jan. 1852 Senator, im Mai Generalinspector der Tavallerie u. im Septbr. von dem Prinzpräsidenten mit der Inspection der italienischen Armee betraut; er wurde 1854 Chef der Kaisergarde u. 1859 auf dem Schlachtfeld von Magenta zum Marschall von Frankreich ernannt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 933-934.
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