Rufīnus

[438] Rufīnus, 1) Publius Cornelius R., wurde 290 v. Chr. Consul u. siegte über die Samniten; 277 zum zweiten Mal Consul schlug er die Lucaner u. Bruttier u. eroberte Croton, Locri u. Tarent; 276 wurde er Dictator. 2) Licinius R., römischer Jurist im 3. Jahrh., von welchem einzelne Stellen in dem Corpus juris herrühren. 3) R., ein Gallier, ging aus seiner Geburtsstadt Elusa (j. Eauze) nach Constantinopel, widmete sich daselbst den Rechtswissenschaften u. wurde Rathgeber des Kaisers Theodosius. Das Blutbad in Thessalonike (s.d.) war sein Werk, u. sein immer zunehmender Einfluß auf den Kaiser vermehrte seine Eitelkeit, Mit der Würde eines Magister officiorum nicht mehr zufrieden, ließ er den Präfecten des Orients u. der Hauptstadt Tatianus ins Exil schicken, nahm 394 dessen Stelle ein, ließ in Chalkedon eine Kirche bauen u. sich taufen. Nach dem Tode des Kaisers 395 wurde R. Vormund des Arcadius, sñhrteaber die Herrschaft so grausam u. habsüchtig, daß er allgemein verhaßt wurde. Gegen ihn intriguirte [438] Eutropius, welcher des Kaisers Mißtrauen gegen ihn rege machte, weshalb ihn Arcadius, da er mit R. dem aus Italien zurückkehrenden Stilicho entgegen ging, von dem Gothen Gainas 395 ermorden ließ. Die Wuth des Volkes äußerte sich an dem Leichnam des R., dessen rechte Hand u. auf einen Spieß gesteckter Kopf durch die Straßen Constantinopels getragen wurden. 4) Tyrannius R., geb. um 330 zu Concordia in Italien, wurde um 371 zu Aquileja Christ u. lebte daselbst in einem Kloster, wo er mit Hieronymus bekannt wurde. Er ging 374 in den Orient, wo er in Alexandrien die von den Arianern veranlaßte Verfolgung der Orthodoxen erlebte. Nachdem Theodosius d. Gr die Verfolgungen untersagt hatte, ging R. 378 nach Jerusalem u. gründete daselbst ein Kloster auf dem Ölberge, wo er seine Übersetzung der Homilien des Origenes über das A. T. begann. In Folge der Veruneinigung mit Hieronymus verließ er 397 Jerusalem wieder u. ging nach Rom; 399 kehrte er nach Aquileja zurück u. diente an der dortigen Kirche als Presbyter. 408 entwich er vor den Einfällen der Gothen nach Sicilien u. st. dort 410 in Messina. Seine Schriften, großen Theils Übersetzungen aus dem Griechischen, sind: Statuta monachorum St. Basilii Caesariensis, Venedig; Basilii Magni homiliae VIII; mehre kleinere Schriften des Gregorios Nazianzenos, Strasb. 1588; Die Homilien des Origenes, Vened. 1503, Fol., Forts. 1506; Desselben Περὶ ἀρχῶν, ebd. 1514, Fol.; Die Kirchengeschichte des Eusebios (die beiden letzten Bücher, die Geschichte bis zum Tode Theodosius d. Gr., sind von R. selbst), Bas. 1544, von Oaccari 1740; Clementis recognitiones, in dem Paradisus Heraclidis, Par. 1504, Bas. 1526; außerdem schr. er: Hist. eremitica, herausg. von Rosweyde, 1628; Expositio St. Hieronymi in symbolum apostolicum, Oxf. 1468. Werke herausg. von Vallarsi, Ver. 1745. Vgl. Marzunitti, De Tyr. Rufini fide et religione, Pad. 1835; Kimmel, De Rufino Eusebii interprete, 1838. 5) Syrianus, Zeitgenoß des Vor., Schüler des Theodoros von Mopsuestia u. früher ein Anhänger, später ein Feind des Origenes; in Rom verbreitete Pelagius seine Ansichten von der Erbsünde, weshalb man ihn als den Urheber des Pelagianismus angenommen hat. Er schr.: Liber de fide, herausg. von I. Sirmondi, Par. 1650; Libellus fidei, im 1. Buch der Hist. Pelagiana, Pad. 1673. 6) Römischer Grammatiker u. Dichter im 4. od. 5. Jahrh. n. Chr.; schr.: Commentatio in metra Terentiana, herausgegeben in Putsche's Sammlung der lateinischen Grammatiker u. in Gaisfords Sammlung der Scriptores lat. rei metricae (Oxf. 1837); Pasiphaes fabula, herausgeg. im 3. u. 5. Bde. von Wernsdorf Poetae lat. minores u. in H. Meyers Anthologia veterum lat. poematum (Lzp. 1835); u. Versus de compositione et metris oratorum in den Sammlungen der Antiqui rhetores lat. von Pithöus u. Capperonnerius, sowie in Orelli's u. Baiters Ciceronis scholiastae (Zür. 1833).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 438-439.
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