Salvandy

[815] Salvandy (spr. Salwangdi), Narcisse Achille, Graf S., geb. 1796 zu Condom im französischen Departement Gers; studirte im Lyceum Napoleon, nahm als Freiwilliger an den Feldzügen von 1813 u. 14 Theil u. stieg bis zum Adjutantmajor; nach der Restauration bei det; königlichen Haustruppen angestellt, begleitete er im März 1815 die Prinzen zur Grenze, blieb während der Hundert Tage unbeschäftigt u. war später Capitän u. Adjutantmajor in einer Legion; er entzog sich gewandt den Requisitionen der alliirten Gesandten, welche wegen seiner Flugschrift: La coalition et la France, Par. 1816, gegen ihn erhoben wurden, u. wurde 1819 als Maître des requêtes im Staatsrath angestellt, verlor diesen Wirkungskreis aber 1821 wegen der Flugschrift: Sur les dangers de la situation présente, Par. 1820. Hierauf bereiste er Spanien u. beschäftigte sich nach seiner Rückkehr literarisch; wurde von Richelieu in den Staatsrath gerufen, trat 1824 aus u. bekämpfte im Journal des débats, gemeinschaftlich mit Chateaubriand, das Ministerium Villèle; unter Martignac trat er 1827 wieder in den Staatsrath, unter Polignac aber wieder aus. Seit der Julirevolution stimmte er mit den Doctrinärs u. wurde im April 1837 unter Mole Minister des öffentlichen Unterrichts; nach dessen Fall war er Vicepräsident der Kammer, ging 1841 als Ambassadeur nach Madrid, verließ diesen Posten 1842 wegen eines Etikettenstreites mit Espartero, wurde im Nov. 1843 zum Gesandten in Turin ernannt u. erhielt den Grafentitel, aber schon im Jan. 1844 gab er seine Demission, weil er gegen die Ausdrücke der Adresse gegen die legitimistischen Deputirten, welche in London gewesen waren, stimmen zu müssen glaubte; doch versöhnte er sich bald mit dem Ministerium u. wurde nach Villemains Ausscheiden im Jan. 1845 wieder Minister des öffentlichen Unterrichts. Als solcher rief er 1845 eine lebhafte Opposition durch die beschränkenden Maßregeln gegen Quinet u. Michelet u. durch die Wiederherstellung der Universitätsverfassung vom 17. März 1808 hervor. 1846 unternahm er eine Reise nach Algerien u. trat im März 1847 sein Portefeuille an Hébert ab. 1849 bewarb er sich erfolglos um eine Deputirtenstelle in der Nationalversammlung, gehörte 1850 zum Orleanistencomité, war eifriger Fusionist u. in Angelegenheiten der Fusion im August in Wiesbaden beim Herzog von Bordeaux; er ging von da nach Claremont u. hierauf nach Frohsdorf, erhielt im März 1851 durch Decret des Präsidenten der Republik eine Pension u. st. 15. Decbr. 1856 in Paris. Er schr. noch: Sur les griefs et les voeux de la France, Par. 1815; Observat. sur le champ de Mai, ebd. 1815; Nécessité de se rallier au Roi, ebd. 1815; Vues politiques, ebd. 1819; Don Alonzo, ebd. 1824, 4 Bde. (deutsch Bresl. 1825, 5 Bde.); Yslaor, Par. 1824 (deutsch 1825); Le ministère et la France, ebd. 1827; Le nouveau règne et l'ancien ministère, ebd. 1827; Du parti à prendre envers l'Espagne, ebd. 1827; Hist. de Sobieski, roi de Pologne, ebd. 1826, 2. A. 1830 (deutsch Stuttg. 1827); Les quatre solitudes, Par. 1853 u.m.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 815.
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