Schnorr von Karolsfeld

[359] Schnorr von Karolsfeld, 1) Veit Hans, geb. 11. Mai 1764 in Schneeberg, studirte seit 1784 in Leipzig Jurisprudenz, wurde Notar, widmete sich aber nach des Vaters Tode in Königsberg seit 1788 aus Neigung der Malerei u. Kupferstecherkunst, wurde 1789 Lehrer an der Handelsschule in Magdeburg, ging aber 1790 wieder nach Leipzig u. bildete sich unter Öser weiter aus; er begann mit seinem Freund Seume 1801 die Reise nach Italien, kehrte aber aus Familienrücksichten in Wien wieder um; er ging darauf nach Paris u. wurde 1816 Director der Akademie zu Leipzig, als welcher er 30. April 1841 starb. Seine radirten u. punktirten Blätter, bes. in Taschenbüchern, zeichnen sich durch Anmuth aus. Er schr.: Unterricht in der Zeichenkunst, Lpz. 1810, u. Anmerkungen u. Zusätze zur 3. u. 4. Aufl. von Seume's Spatziergang nach Syrakus. 2) Ludwig Ferdinand, Sohn des Vorigen, geb. 11. Oct. 1789 in Leipzig, bildete sich seit 1804 auf der Akademie in Wien zum Maler, bes. Historienmaler, u.st. als Custos der Gemäldegallerie des Belvedere in Wien am 13 April 1853; bes. bekannt sind seine zwei Darstellungen aus Goethes Faust in Belvedere. 3) Julius; Bruder des Vorigen, geb. 26. März 1794 in Leipzig, verrieth sehr früh Malertalent, erhielt durch seinen Vater Unterricht, ging 1810 nach Wien auf die Akademie der bildenden Künste, 1817 nach Italien u. 1818 nach Rom, wo damals die wieder erwachende Kunst in voller Blüthe stand. Dort machte er mit einem ganz im einfachen Style alter Meister componirten Bilde, die Hochzeit von Kana, großes Aufsehen; dann schmückte er eine Villa mit Darstellungen aus Ariostos Rasendem Roland al fresco 1827 kam S. als Professor an die Akademie in München u. malte in fünf Sälen im neuen Königsbau mit Frescobilder aus dem Nibelungenlied; außerdem in Öl 1832 für den Minister Stein den Tod Barbarossa's in den Wellen des Katykadanus; von den Nibelungen abgerufen, zierte er den inzwischen erbauten Festsaalbau mit enkaustischen Gemälden aus der Geschichte Karls des Großen, Barbarossa's u. Rudolfs[359] von Habsburg. Nach Beendigung dieser kehrte er zu den Nibelungen zurück, für welche er inzwischen eine Reihenfolge kleinerer Zeichnungen gemacht, mit denen Pfizers Übersetzung der Nibelungen illustrirt wurde. 1846 wurde er Director der Gemäldegallerie u. Professor der Kunstakademie in Dresden. S. hat auch eine reiche Reihenfolge von Zeichnungen zu einer Bibel (Lpz. 1852 ff.) entworfen, welche in Holzschnitten ausgeführt worden sind, u. ist guter Landschaftzeichner.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 359-360.
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