Tann [2]

[231] Tann, von u. zu der T., ein altes fränkisches, stiftsfähiges, den vormals reichsritterschaftlichen Cantonen Rhön u. Werra in Franken zugehöriges Geschlecht, dessen um 1176 erbaute Stammburg Tann an der Ulster, unweit Fulda, sich noch im Besitz der Familie befindet, 1) Heinrich, ist der ältestbekannte Ahnherr des Geschlechtes, war mit Agnes geb. von Rechberg vermählt u. st. 942. Der urkundlich bekannte Stammherr des ganzen Hauses ist: 2) Friedrich, er lebte um 1160 u. hatte Gutta geb. Schenkin von Roßberg zur Gemahlin. 3) Konrad, war Fürstbischof in Speyer u. st. 1237., 4) Melchior II., geb. 1492, vermählt mit Margaretha geb. von Mannsbach u. st. 1524 in Vach; seine Söhne Konrad u. Christoph theilten das Geschlecht in die zwei noch blühenden Hauptlinien: A) Konradische Hauptlinie (Gelbes Schloß), wurde 1704 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, hat ihren Wohnsitz zu Schloß Tann im Rhöngebirge u. stammt ab von 5) Konrad, war mit Agnes geb. von Ostheim vermählt u. st. 1500; diese Linie zerfiel durch die Großväter der beiden jetzigen Chefs, welche Brüder waren, in eine ältere u. jüngere Speciallinie: a) Ältere Speciallinie: jetziger Chef: 6) Freiherr Ludwig, Sohn des 1848 verstorbenen baierischen Oberstlieutenants u. Districtsinspectors der Landwehr Freiherrn Heinrich, geb. 18. Juni 1815, trat sehr jung in die baierische Armee ein, bereiste als Adjutant des damaligen Kronprinzen Max Griechenland u. eilte 1848, beim Ausbruche des Krieges, nach Schleswig-Holstein, wo es ihm gelang Ordnung in das Freischaarenwesen zu bringen u., als Führer der stärksten Freischaar, mehre glänzende Waffenthaten auszuführen, so den Sieg bei Hoptrup, die Vertheidigung von Apenrade, die Vernichtung des Dampfschiffes Hertha im Aroesund. Nach Abschluß des Waffenstillstandes kehrte er nach Baiern zurück. 1849 nahm er wieder Antheil an dem Feldzuge in Schleswig-Holstein als Chef des Generalstabes der unter dem Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg stehenden Division u. trat im Juli 1850 in die schleswig-holsteinische Armee als Oberst u. Generalstabschef des General Willisen ein. Kurz vor Beendigung des Krieges verließ er aber Schleswig-Holstein, um nach Baiern zurückzukehren, wurde dort wieder als Major eingestellt u. bald zum Oberstlieutenant befördert; er ist jetzt Generallieutenant, Generalcommandant von Augsburg u. Generaladjutant des Königs u. seit 1852 mit Anna geb. Gräfin von Voß vermählt. b) Jüngere Speciallinie: jetziger Chef: 7) Freiherr Melchior, Sohn des 1826 verstorbenen Freiherrn Friedrich, geb. 1799, ist baierischer pensionirter Major. B) Christophsche Hauptlinie, Gründer: 8) Christoph, Bruder von T. 5), geb. 1514, war mit Kunigunde geb. von Ebersperg vermählt u. st. 1575. Unter seinen Nachkommen theilten die Brüder Ernst u. Adalbert Friedrich, Söhne des 1740 verstorbenen [231] Christoph Kaspar, welcher ein Ururenkel des Stifters war, diese Linie in zwei Äste: a) Älterer Ast (Blaues Schloß), 1859 unter die Freiherrenklasse in Baiern eingetragen; Gründer: 9) Ernst, geb. 1702, war kurkölnischer Geheimer Nach, hatte Charlotte geb. Gräfin von Giech zur Gemahlin u. st. 1750. Jetziger Chef ist: 10) Freiherr Ernst, Urenkel des Stifters dieses Astes u. Sohn des 1855 verstorbenen Freiherrn Christian, geb. 1829. b) Jüngerer Ast (Rothes Schloß), 1854 unter die baierischen Freiherren aufgenommen, Gründer: 11) Adalbert Friedrich, Bruder von T. 9), geb. 1709, war markgräflich baireuthischer Oberstallmeister, mit Katharina geb. von Griesheim vermählt u. st. 1743. Gegenwärtiger Chef ist: 12) Freiherr Johann, Sohn des 1846 verstorbenen Freiherrn Adolf, geb. 1834.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 231-232.
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