Giech

[345] Giech, ein der Lutherischen Confession folgendes Grafengeschlecht in Baiern, welches seinen Ursprung aus der Zeit Heinrich's II. ableitet; dieser stiftete nämlich im Anfang des 11. Jahrh. zur Bekehrung u. Germanisirung der Slawen das Bisthum Bamberg u. setzte als Obrigkeit über die slawische Bevölkerung einzelne Edele germanischen Ursprungs. Zu diesen gehörte das Geschlecht der Gieche. Die Burg Giech in der Gegend von Bamberg, welche 1281 an den Bischof von Bamberg verkauft wurde u. jetzt noch in Ruinen vorhanden ist, besaßen sehr frühzeitig die Herren von G., wenn sie auch wahrscheinlich nicht ihre Stammburg ist. Die Familie wurde 1695 in den Grafenstand erhoben u. 1810, als ihre Besitzungen an die Krone Baiern gefallen waren, anerkannt. In Baiern nehmen sie in der Kammer der Reichsräthe unter den Häuptern der ehemals reichsständischen fürstlichen u. gräflichen Häuser ihren Sitz ein. Die Familie besitzt die Herrschaft Thurnau mit Wiesentfels u. Buchau, 21/2 QM., 7000 Ew.; Residenz: Markt Thurnau in Oberfranken. 1) Karl Gottfried v. G., wurde 1695 in den Reichsgrafenstand erhoben u. erhielt 1699 von Brandenburg. Kulmbach die Landeshoheit über Thurnau, Pensten etc. als Reichsafterlehn. 1713 starb die Linie Thurnau aus, u. die Linie Buchau erhielt deren Besitzungen. 1727 erhielten die Grafen Sitz u. Stimme in dem fränkischen Reichsgrafencollegium, nachdem sie dieselbe schon früher auf dem westfälischen besessen hatten. 2) Karl Hermann, geb. 1791, folgte seinem Vater Karl Christian Ernst Heinrich 1818, kaufte das Schloß G. zurück, war erblicher baierischer Reichsrath u. Mitglied der nassauischen Herrenbank u. st. 6. Juni 1846 in Gastein. 3) Graf Franz Friedr. Karl, Bruder des Vor., geb. 29. Oct. 1795, war Regierungspräsident von. Mittelfranken u. Commissär der Universität Würzburg, trat aber 1840 freiwillig aus dem Staatsdienste; als Protestant nahm er lebhaften Antheil an dem Kniebeugungsstreit (s.d.) u. schrieb dagegen eine Schrift 1841, sowie zwei offene Bedenken 1844 u. 1845. Im Juli 1846 succedirte er seinem Bruder, dem Grafen Fr. Karl Hermann; wurde 1848 nach Frankfurt in die Nationalversammlung gewählt u. war 1848–49 Abgeordneter zur baierischen Nationalversammlung Er schr. auch: Ansichten über Staats- u. öffentliches Leben, 2. Aufl. Nürnb. 1843. Er ist seit 1830 vermählt mit Francisca, geb. Gräfin v. Bismark (geb. 1813); sein Sohn Karl Gottfried ist geb. 1847.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 345.
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