Wimpheling

[246] Wimpheling, Jakob, geb. 26. Juli 1450 in Schlettstadt, studirte seit 1464 Jurisprudenz u. Philosophie in Freiburg i./Br. u. Erfurt, ging aber 1471 nach Heidelberg, wo er die Theologie ergriff; nachdem er eine Zeit lang hier Universitätslehrer gewesen war, wurde er 1484 als Domprediger nach Speier berufen, kehrte aber 1498 als Lehrer der Beredtsamkeit u. Dichtkunst nach Heidelberg zurück; 1500 gab er diese Stelle auf u. zog nach Strasburg, wo er in dem Wilhelmitenkloster lebte: 1503 ging er nach Basel, wo er für den Bischof Christoph von Utenheim arbeitete, u. lebte seit 1504 abwechselnd in Freiburg u. Strasburg, wo er in einen heftigen Streit mit den Augustinern gerieth, weil er behauptete, daß Augustin selbst nie ein Mönch gewesen sei, u. für den Kaiser Maximilian I. die Beschwerden der Deutschen gegen das Unwesen des Handels mit geistlichen Stellen von Rom aus aufsetzte. 1515 zog er sich nach Schlettstadt zurück, wo er, wie früher in Strasburg, eine Literarische Gesellschaft stiftete. Die 1518 ausbrechende Reformation Luthers begrüßte er mit Freuden, da dieselbe aber in ihrem Fortgang das Ansehen des Papstes angriff, hörte er auf ihr Lobpreiser zu werden. Er st. 17. Novbr. 1528 in Schlettstadt. Er vertheidigte in seinen Schriften die Macht der Bischöfe, weil sie allein Einfluß auf das von ihm ernst enthüllte sittenlose Leben der Mönche u. Geistlichen äußern könnten; obgleich dem Humanismus zugethan u. auf die sittliche Erziehung u. den Unterricht der Jugend dringend, war er doch ein Gegner der klassischen Schriftsteller, wegen ihrer Gefährlichkeit für die Jugend, weshalb er den Grund zur Verbesserung der Wissenschaften aus den Kirchenschriftstellern herleiten wollte; von der Nothwendigkeit einer Reformation der Kirche überzeugt wollte er den Ausgang derselben doch nur dem Papste vorbehalten wissen. Er schr. u.a.: Isidoneus germanicus, 1497; Germania (über die Grenzen Deutschlands); Epitome rerum germanicarum (der erste Versuch einer Geschichte Deutschlands); Agatharchia (ein Fürstenspiegel für den Kurprinzen Ludwig von der Pfalz); Apologia pro republica christiana (gegen die Canonisten): De integritate (ein Priesterspiegel ); Medulla sanctionis pragmaticae, herausgeg. 1520; De proba institutione puerorum, 1512; auch war er Dichter.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 246.
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