Assyrien

[133] Assyrĭen, das heutige Kurdistan (s.d.), am obern Tigris, einer der ältesten asiat. Staaten und die erste große Monarchie, ist ein zum Theil gebirgiges und unfruchtbares, zum Theil hügeliges, ebenes und mannichfaltigen Anbaues fähiges Land, welches, den biblischen Erzählungen zufolge, sehr früh von dem Stamme Assur bevölkert wurde, der in vier Horden über den Tigris ging und die vier großen Städte, Ninive, Kahlah, Rehoboth Ir und Resen erbaute. Die Urgeschichte A.'s bis auf den Herrscher Ninus, 2000 v. Chr., ist im völligen Dunkel und die Geschichten seiner ersten Könige mit vielen Fabeln geschmückt. Ninus selbst erscheint als gewaltiger Eroberer; Babylonier, Meder, Ägypter, Phönizier, Lydier und Perser waren ihm unterthan und alles Land vom Nil bis zum Tanais wurde von ihm binnen 17 Jahren erobert. Seine Gattin war die sagenhafte, von einer Göttin geborene, von Turteltauben in der Wüste ernährte und von Hirten erzogene Semiramis, welche nach seinem bald erfolgten Tode die Herrschaft führte, und selbst über den Indus einen Kriegszug unternahm, ohne jedoch zu siegen. Ihr, sowie ihrem Gatten verdankt Ninive, das zehn Meilen im Umkreise, eine 100 F. hohe Mauer, auf der drei Wagen bequem nebeneinander fahren konnten und 15,000 Thürme hatte, seine Herrlichkeit und Größe. Auch Babylon (s.d.) wurde durch Semiramis zu einer ungeheuern Stadt erhoben, sowie andere Städte erweitert und verschönert; für die Wohlfahrt des Landes im Allgemeinen aber sorgte sie durch Anlegung von Straßen und Wasserleitungen, weshalb ihr auch nach ihrem Tode göttliche Ehre erwiesen wurde. Ihre Nachfolger versanken in der Üppigkeit des Hoflebens, ihre Thaten waren Pracht und Schwelgerei und von der langen Reihe derselben kennt man kaum die Namen. Der letzte assyr. König war Sardanapal, von welchem eine griech. Inschrift berichtet, er habe regiert und so lange er des Sonnenlichts genossen, getrunken, gegessen und sich den Weibern ergeben. Als sich gegen ihn Belesis, der Oberpriester von Babylon, Arbaces, der Statthalter über Medien und andere seiner Feldherren empörten, ihn in seiner Residenzstadt Ninive belagerten und dieselbe eroberten, suchte und fand er den Tod unter den brennenden Trümmern seines Palastes. So endete, um 880 v. Chr., die erste große Monarchie der Welt und später verschwindet der Name A.'s ganz aus der Geschichte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 133.
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