August [3]

[150] August (Emil Leop.), Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg, 1803–22, der Sohn des Herzogs Ernst Ludwig und der Prinzessin Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen, ward am 23. Nov. 1772 geboren und folgte seinem Vater am 20. Apr. 1804 in der Regierung. Die bald nach seinem Regierungsantritte von ihm getroffenen Anordnungen zur Förderung des Handels und der Gewerbe, sowie der Bildungsanstalten aller Art waren um so verdienstlicher, je schwieriger bei dem Beginn des langen blutigen Kampfes auf Deutschlands Boden die Stellung eines jeden deutschen Fürsten dem mächtigen Frankreich gegenüber werden mußte. A. bewunderte Napoleon, wußte aber zugleich, wo es etwas galt, sich würdevoll gegen ihn zu benehmen. Als einem Manne von Geist und Herz ward es ihm leicht, dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und mit ihm ein freundschaftliches Verhältniß zu begründen, welches sein Land vor manchen Bedrückungen schützte, unter denen Deutschland damals seufzte. Dabei blieb die Achtung, die Napoleon's Gegner vor A.'s Persönlichkeit hegten, ihm unverringert, weil er die wohlwollenden Gesinnungen des Kaisers nie für eigennützige Zwecke in Anspruch nahm. Als nach der Schlacht bei Lützen Napoleon bei Gotha vorüberkam, führte A. des in Magdeburg seit 1811 gefangen gehaltenen Rud. Zacharias Becker's Frau selbst zu dem Kaiser, der sogleich des Gefangenen Freilassung befahl. Nach dem Frieden, besonders in der Zeit, als Hungersnoth einen Theil Europas heimsuchte, zeigte er sich seinem Lande als sorgenden Vater. A. war von Jugend auf schwächlich und blieb fortwährend sehr weichlich, sodaß er einen großen Theil des Tages im Bette zubrachte und hier sogar Audienzen annahm. In seinem ganzen Wesen war er äußerst liebenswürdig, wenn auch dasselbe zuweilen etwas barock erschien. Er besaß viele und mannichfaltige Kenntnisse und versuchte sich auch öfter als Schriftsteller und Componist. Mit seiner ersten Gemahlin, Luise Charlotte, einer Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin, zeugte er eine Tochter, seine zweite Ehe aber mit Karoline Amalie, Prinzessin von Hessen-Cassel, blieb kinderlos. A. starb am 17. Mai 1822 und ihm folgte in der Regierung sein Bruder, Friedrich IV., geb. 1774, mit welchem am 11. Febr. 1825 die sachsen-gothaische Linie im Mannsstamme erlosch.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 150.
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