Balsam

[174] Balsam wird ursprünglich der stark und meist angenehm riechende, dickflüssige Saft genannt, der aus dem Stamme verschiedener Harzbäume von selbst ausschwitzt oder mittels Einschnitte in die Rinde und durch Auskochen der Zweige und Blätter gewonnen wird. Uneigentlich werden noch eine große Anzahl künstlich bereiteter Arzneimittel geistiger, öliger, harziger oder salbenartiger Natur Balsame genannt, wie z.B. der Hoffmann'sche Lebensbalsam, der Opodeldoc u.s.w. Man muß sonach natürliche und künstliche Balsame unterscheiden. Unter den natürlichen sind die vorzüglichsten: der Balsam von Canada, der Copaivabalsam, der von Libanon, von Mekka oder Gilead, der Perubalsam, der flüssige Storax oder flüssige Amber, der Tolubalsam, der ungar. und der Terpenthin. Als Arzneien werden sie innerlich, und äußerlich und zwar nicht blos einfach, sondern auch in mannichfachen Zusammensetzungen mit künstlichen Balsamen angewendet. Insbesondere bedient man sich ihrer zum Verbinden mancher Wunden und Geschwüre, bei denen ihre heilende, schmerz- und krampfstillende Kraft oft heilsam wird, daher die Namen Kopf-, Schlag-, Wundbalsam u.s.w. Außerdem werden sie bei der Ölmalerei, beim Wachsbossiren, zu Siegelwachs, Firnissen, Lacken und zum Einbalsamiren verwendet, wie davon das Verfahren heißt, vermöge dessen man schon in den ältesten Zeiten Leichname vor der Zerstörung durch Fäulniß und Insekten zu schützen suchte. Die alten Ägypter, welche ihre religiöse Gesetzgebung zum Einbalsamiren der Todten verpflichtete, hatten es in dieser Kunst zu einer nicht wieder erreichten Vollkommenheit gebracht, wie die über 2000 Jahr alten Mumien (s.d.) beweisen, die man in Ägypten gefunden hat. Ihr nie ganz aufgeklärtes Verfahren bestand hauptsächlich in der Entleerung aller Höhlen des Körpers und in der Entfernung alles Fettes und aller schleimigen Theile durch chemische Einwirkungen. Außer den verschiedenen aromatischen Pflanzen, Harzen, Erdharzen und Salzen, deren sich die Alten zum Einbalsamiren bedienten, und den Alkalien, Säuren, Alkohol, China, Kampher, Ätzsublimat u.s.w., welche Neuere dazu benutzt haben, lassen sich Leichname auch durch Verhütung alles Luftzutrittes erhalten. Große Hitze und Kälte scheinen, so lange nur Feuchtigkeit entfernt bleibt, ebenfalls gegen baldige Fäulniß zu schützen. Trockenheit der Luft, vielleicht auch eine besondere Beschaffenheit des Bodens bewirken dasselbe selbst bei gemäßigtem Klima. Obschon die Kunst des Einbalsamirens in neuerer Zeit, wo nur Fürsten, große Staatsmänner, Feldherren u.s.w. einbalsamirt zu werden pflegen, sehr vernachlässigt worden ist, so haben doch neuerdings einige Franzosen Methoden angegeben, die vollkommen zweckmäßig scheinen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 174.
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