Bernhardsberg

Bernhardsberg

[234] Bernhardsberg (der große St.-), ein Paß über die penninischen Alpen auf der Grenze zwischen Piemont und dem schweiz. Canton Wallis, war schon lange v. Chr. Geb. gangbar.

Seinen jetzigen Namen hat er vom h. Bernhard von Menthon, Kanonikus zu Aosta, der im 10. Jahrh. auf dem höchsten Punkte des Passes neben einem See, der gewöhnlich nur im Aug. aufthaut, und an der Stelle eines zerstörten heidnischen Tempels das hier abgebildete, 7600 F. hoch über dem Meere liegende Hospiz gegründet haben soll. Diese höchstgelegene Wohnung der Schweiz besteht aus einem großen und einem kleinern Gebäude, die seit einigen Jahren vom Ertrage angestellter Sammlungen besser eingerichtet und erweitert worden sind, und wird von 10 bis 12 Augustinermönchen oder vielmehr Chorherren bewohnt, welche sich der Krankenpflege mit Sorgfalt unterziehen, jährlich gegen 10,000 Reisende unentgeltlich beherbergen und beköstigen und nur freiwillige Gaben dafür annehmen, obschon Lebensmittel, Holz und andere Bedürfnisse stundenweit mühsam heraufgeschafft werden müssen. Bei Schneegestöber und stürmischer Witterung begeben sich die menschenfreundlichen Bewohner des Hospiz weit hinaus auf den Weg, um mit eigner Gefahr verirrten oder hülfebedürfenden Reisenden beizustehen, Verunglückte und Erstarrte ins Kloster zu bringen, wo sie Letztere angemessenen Belebungsversuchen unterwerfen. Zum Auffinden der vom Schnee Begrabenen bedienten sie sich sonst einer merkwürdigen, besonders dazu abgerichteten Rasse Hunde, die aber ausgestorben und an deren Stelle jetzt gewöhnliche Hunde getreten sind. Leichname bringt man in die Todtenhalle, wo sie so nebeneinander gelegt werden, daß der Kopf des neuern auf der Brust des ältern ruht. Da die scharfe Luft hier die Verwesung hindert, so bleiben die Gesichtszüge sehr lange kenntlich, und mehrmals wurden hier aufgestellte Leichname noch nach Jahren von Bekannten wieder erkannt. Ehemals besaß das Hospiz ansehnliche Ländereien, die es aber schon im 16. Jahrh. zum Theil verlor und von denen ihm nur einige Güter in Wallis geblieben sind. In der neuern Zeit ist der große St.-Bernhard vorzüglich durch den Übergang Bonaparte's mit der franz. Reservearmee im Mai 1800 merkwürdig geworden, welchem die Schlacht bei Marengo am 14. Jun. folgte, wo der franz. General Desaix fiel, dem in der Kirche des Hospizes ein marmornes [234] Denkmal errichtet worden ist. Im Jun. 1829 hielt die allgemeine schweizer. Gesellschaft für Naturwissenschaften im Kloster ihre Zusammenkunft, der 100 Personen beiwohnten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 234-235.
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