Bernhard [2]

Bernhard [2]

[232] Bernhard, Herzog von Sachsen-Weimar, einer der ausgezeichnetsten Feldherren des dreißigjährigen Krieges, geb. 6. Aug. 1604 zu Weimar, verlor seinen Vater, den Herzog Johann, schon im zweiten Lebensjahre und wurde von seiner Mutter, Dorothea Maria von Anhalt, bis ins 13. Jahr erzogen, wo auch diese starb.

Nach kurzem Aufenthalte auf der Universität Jena begab er sich an den Hof seines Verwandten, des Herzogs von Koburg, und versuchte 1621 unter Anführung des Grafen Ernst von Mansfeld zuerst seine Waffen gegen Tilly und den Herzog Maximilian von Baiern, focht dann unter dem Markgrafen Friedrich von Baden in der Schlacht bei Wimpfen am 26. Apr. 1622, [232] wandte sich später zu dem Herzoge von Braunschweig, diente darauf in Holland unter dem Prinzen Moritz von Oranien und trat 1625 zur Partei des Königs von Dänemark. Mit seinem Bruder Johann Ernst zog er 1626 dem Grafen Ernst von Mansfeld mit 5000 M. zu Hülfe und drang mit ihm bis nach Ungarn vor, wurde aber 1628 bewogen, das dän. Heer zu verlassen und sich mit dem Kaiser zu versöhnen. Nach Gustav Adolf's Ankunft in Deutschland war B. unter den Ersten, die sich ihm anschlossen und seine Tapferkeit bei Werben in der Mark Brandenburg, die Erstürmung der Feste Marienberg bei Würzburg, 1631, die siegreichen Gefechte in Baiern, sein kühner Muth bei dem blutigen, wenngleich erfolglosen Angriffe auf Wallenstein's Lager bei Nürnberg, den 24. Aug. 1632, verbunden mit des Königs persönlicher Freundschaft, machten, daß im schwed. Heere ihm kaum Jemand gleichgestellt wurde. In der Schlacht bei Lützen, 6. Nov. 1632, befehligte er den linken Flügel der Schweden, übernahm nach Gustav Adolf's Tode den Oberbefehl und errang, wiewol selbst verwundet, den Sieg. Der schwed. Reichskanzler Oxenstierna gab ihm nun den Oberbefehl über die Truppen im südl. Deutschland, und nach der Erstürmung von Höchstädt und nach mehren andern glücklichen Unternehmungen ward ihm 1633 Franken als ein besonderes Herzogthum zugewiesen. B. eroberte im Nov. 1633 noch Regensburg und setzte seine Unternehmungen auch während des Winters fort. Unglücklicher war der Feldzug im J. 1634, denn Regensburg mußte wieder aufgegeben werden und nachdem in der Schlacht bei Nördlingen, 27. Aug. 1634, der größte Theil des schwed. Fußvolks vernichtet worden war, verlor er auch das Herzogthum Franken. Über die Trümmer des geschlagenen Heers erhielt nun B. von Oxenstierna den Oberbefehl. Als aber bald nachher der heilbronner Bund sich auflöste und die meisten deutschen Fürsten dem von Sachsen geschlossenen prager Frieden beitraten, schloß B., der von keinem Vergleiche hören wollte, im Oct. 1635 einen besondern Vertrag mit Frankreich, indem er sich gegen 4 Mill. Livres jährlich verpflichtete, ein 18,000 M. starkes Heer für den König von Frankreich zu unterhalten und anzuführen, wofür ihm außerdem das Elsaß beim künftigen Frieden ausgewirkt werden sollte. Der Schauplatz seiner Kriegsthaten waren und blieben jetzt die beiden Rheinufer; feste Plätze wurden erobert, die Kaiserlichen in mehren Gefechten geschlagen; allein auch B. mußte öfters zurückweichen. Im Anfange 1638 belagerte er Rheinfelden, wurde zwar am 18. Febr. von einem kais. Heere durch ein Treffen zur Aufhebung der Belagerung genöthigt, schlug aber am 21. Febr. den Feind so entscheidend, daß die Festung am 12. März überging; hierauf eroberte er noch Freiburg und am 7. Dec. das wichtige Breisach. Letzteres gedachte B. zum Mittelpunkte seines neuen Herzogthums zu machen; vergebens suchte der Minister Richelieu es in franz. Gewalt zu bekommen, und als dieses nicht gelang, ihn mit seiner Nichte, der Herzogin von Aiguillon, zu vermählen. B. wendete sich im Jun. 1639 nach dem Elsaß und Breisgau, erkrankte aber plötzlich und starb am 8. Jul. 1639 zu Neuburg. Er wurde einstweilen in Breisach beigesetzt und 1655 nach Weimar gebracht. Allgemein argwohnte man damals eine Vergiftung durch Richelieu, doch muß man bedenken, daß ansteckende Krankheiten unter B.'s Heere herrschten. Kühne Tapferkeit, Umsicht, rastlose Thätigkeit und hoher Gleichmuth im Glück und Unglück zeichneten B. vorzüglich aus und nur bisweilen ließ er sich von seinem heißen Blute zu unüberlegten, tadelnswerthen Handlungen verleiten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 232-233.
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