Oxenstierna

[379] Oxenstierna (Axel, Graf von), der berühmte Kanzler des Königreichs Schweden zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, ein durch politischen Scharfblick, wie durch die Festigkeit und edle Rechtschaffenheit seines Charakters höchst ausgezeichneter Staatsmann, geb. 1583 zu Fänö in Upland, widmete sich auf Veranlassung der Seinigen und aus eignem Antriebe auf den Universitäten Rostock, Wittenberg und Jena der Theologie und verlor auch nach seinem 1606 erfolgten Eintritt in den schwed. Staatsdienst die Ausbreitung der evangelischen Lehre nie aus den Augen. Als Gesandter, seit 1608 Mitglied des schwed. Senats und in andern hohen Stellen hatte O. bereits seine überlegenen Talente dargethan und wurde daher bei Gustav Adolf's Thronbesteigung zum Kanzler ernannt. Nachdem er seit 1613 verschiedene Friedensunterhandlungen mit Dänemark, Rußland und Polen glücklich geleitet, eine Zeit lang Gouverneur der in Preußen von den Schweden besetzten Landestheile gewesen und 1628 auch die Besetzung Stralsunds durch schwed. Truppen unterhandelt hatte, ward O. nach Gustav Adolf's siegreicher Theilnahme am dreißigjährigen Kriege mit unbeschränkter Vollmacht in Kriegs- und Staatssachen zur Beobachtung der schwed. Interessen an den Rhein gesandt und verweilte in Mainz. Er war mit dort gesammelten Truppen unterwegs, um zum Könige zu stoßen, als dieser 1632 bei Lützen fiel, worauf O. die Leitung der Angelegenheiten Schwedens und seiner Bundesgenossen in Deutschland übernahm. Um Frankreich und Holland für sich zu gewinnen, begab er sich selbst an die betreffenden Höfe, fand aber bei seiner Rückkehr durch die von Bernhard von Weimar im Sept. 1634 verlorene Schlacht bei Nördlingen Alles entmuthigt und in Verwirrung, sodaß er nur mit der größten Anstrengung die Niederlage der schwed. Partei verhindern und ihr von Neuem eine achtungswerthe Stellung geben konnte. Hierauf kehrte er 1636 nach Schweden zurück, legte die bisher besessene Machtvollkommenheit nieder und nahm als Kanzler und einer der fünf Vormünder der Königin Christine seinen Sitz im Senate. Die Königin in die Regierungskunst einzuweihen und den Krieg in Deutschland glücklich zu beendigen, waren jetzt seine Hauptsorgen. Im J. 1645 unterhandelte er mit Dänemark den Frieden von Brömsebro, worauf er die gräfl. Würde von der Königin erhielt. Der von ihr beabsichtigten Ernennung eines Nachfolgers und Verzichtleistung auf den Thron (s. Christine, Königin von Schweden) widerstrebte O. so viel er vermochte und wendete Krankheit vor, um an den über diesen Schritt nothwendigen Verhandlungen nicht Theil nehmen zu müssen. Schmerzlich war es ihm, am Abend seines thatenreichen Lebens, trotz der Gebietsvergrößerung Schwedens und der durch seine Fürsorge vermehrten Staatseinkünfte, dennoch die Finanzen in Verwirrung gerathen zu sehen, und nach längerer Kränklichkeit starb er im Aug. 1654.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 379-380.
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