Bulwer

[349] Bulwer (Edward Lytton), auch vom Auslande durch zahlreiche Übersetzungen seiner Schriften als der vorzüglichste unter den lebenden engl. Romandichtern anerkannt, ist der Sprößling einer alten Familie aus der Grafschaft Norfolk, 1803 geboren und ein Sohn des 1806 verstorbenen Generals Bulwer. Seine wissenschaftliche Bildung empfing B. auf der Universität Cambridge, wo er durch ein Gedicht über die Bildhauerkunst einen Preis erwarb. Mehre poetische Versuche, sowie ein Roman »Falkland«, welche B. seit 1826 herausgab, blieben fast unbeachtet, bis sein Roman »Pelham« (3 Bde., 1828), in welchem er die engl. vornehme Welt schildert, den Grund zu seinem literarischen Ruhme legte. Unter der Reihe von Romanen, welche von ihm bis zu seinem neuesten, »Der Gelehrte« (2 Bde., 1835) geliefert wurden, verdienen »Paul Clifford« (3 Bde., 1830), ein Gemälde von London im Dunkel der Nacht, wo Thorheit und Laster ihr Wesen treiben, und »Eugen Aram« (3 Bde., 1832) als diejenigen ausgezeichnet zu werden, in welchen sich die umfassende Welt- und Menschenkenntniß und die Kunst der Darstellung des Verfassers vorzüglich bewährt. Gewöhnlich verfolgt B. auch ein moralisches Ziel, das er jedoch meist durch die Wirkung des Beispiels von Laster und Tugend zu erreichen strebt, weiß mit poetischem Hauche Alles zu beleben, was ihm brauchbar scheint, verfällt jedoch mitunter auch in den Fehler ermüdender Breite und gefällt sich oft im Aufsuchen des Sonderbaren. Als politischer Schriftsteller hat sich B. ebenfalls einen Namen gemacht und die Vertrautheit mit den Zuständen und Bedürfnissen seines Vaterlandes in einem wichtigen Werke, »England und die Engländer« (3 Bde., 1833) dargelegt. Er erklärt sich darin, sowie durch sein Benehmen im engl. Unterhause, dessen Mitglied er ist, als freisinnigen Beförderer von Verbesserungen auf dem Wege der Reformen. Den Angelegenheiten der Literatur und Schriftsteller widmet er besondere Aufmerksamkeit und sucht das Ansehen des Talents zu heben, das in England dem Reichthume und Verbindungen meist untergeordnet wird. – B. ist nicht mit seinem Bruder Henry B., ebenfalls Mitglied des engl. Unterhauses, zu verwechseln, der 1834 ein Buch über Frankreichs gesellschaftliche und politische Verhältnisse herausgegeben hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 349.
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