Diamant

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[562] Diamant oder Demant (der) ist der vornehmste aller Edelsteine und zugleich der härteste Körper, kann nur mit seinem eignen Pulver geritzt, in keiner Flüssigkeit aufgelöst, in keiner Hitze geschmolzen werden, denn das heftigste künstliche Feuer verwandelt ihn endlich vollständig in eine farblose Luft, welche dieselbe ist, die der Most beim Übergange in Wein entwickelt.

Er zeichnet sich ferner in der reinsten Gestalt vor allen andern Edelsteinen durch die vollendetste, einem hellen Thautropfen gleiche Klarheit, daher auch seine Durchsichtigkeit sein Wasser genannt wird, und durch sein von wenig Körpern übertroffenes Vermögen aus, Licht zurückzustrahlen und zu brechen, was ihm sein herrliches Farbenspiel oder sogenanntes Feuer verleiht, und wenn er lange in der Sonne gelegen hat, leuchtet er hinterher einige Zeit im Dunkeln. Da den chemischen Untersuchungen zufolge der Diamant aus krystallisirtem Kohlenstoffe, d.h. aus der reinsten Kohle in krystallischem Zustande besteht, so stammt er aus dem organischen Reiche der Natur her. Die Form seiner Krystalle bietet mehrentheils acht gleiche dreiseitige Flächen dar, doch kommt er auch in rundlicher Gestalt vor, ist meist mit einem bräunlichen, glanzlosen Überzuge versehen und findet sich gewöhnlich lose in aufgeschwemmtem Lande, in Schluchten, im Sande der Ebenen und Flüsse und zuweilen unter der Dammerde in eisenhaltigem Thon. Die wasserhellen sind die werthvollsten, nach ihnen werden weiße, graue, rothe, gelbe, grüne und blaue am meisten geschätzt, auf sie folgen die bräunlichen, schwärzlichen, unrein bläulichen. Vor dem 18. Jahrh. kamen alle Diamanten aus Ostindien, wo überhaupt die schönsten gefunden werden, seit 1727 liefert aber die meisten Brasilien, wo man sie durch Aussuchen und Waschen des Sandes der Bäche und des Cascalho genannten Trümmergesteins gewinnt, was in den Regenmonaten unter Bedachungen von Negern besorgt wird. Jeder derselben befindet sich in einer Art großem Troge, durch welchen Wasser geleitet ist und klatscht in die Hände, sobald er einen Diamant gefunden hat, welchen er sofort einem der auf hohen Stühlen die Arbeiter beobachtenden Aufseher übergeben muß; wer einen über 70 Gran schweren Stein findet, erhält dafür seine Freiheit. Neuerdings hat man auch an der Westseite des Ural in Sibirien Diamanten gefunden. Seinen Namen hat der Diamant von Adamas, d.h. unbezwinglich, und wurde im Alterthume zuerst von Syrien aus, allein blos ungeschliffen, in den Handel gebracht, da erst 1475 Ludwig Berquem aus Brügge die Kunst erfand, ihn mittels Diamantpulvers zu schleifen. Je nach der durchs Schleifen oder das zu Anfang des 19. Jahrh. von dem Holländer Delbeek erfundene Schneiden erhaltenen Gestalt werden sie Brillanten, Rosetten, Tafelsteine und Dicksteine (s. Edelsteine) genannt, und Farbe, Reinheit, Größe und Vollendung des Schnitts bestimmen den Werth derselben. Die geeigneten verwendet man zum kostbarsten Schmuck, zur Einfassung anderer Edelsteine u.s.w., die unreinen zum Glasschneiden, Graviren, Ausfüttern der Zapfenlöcher seiner Uhrwerke, geringere zu Pulver, Diamantbrot genannt, was zum Schleifen der Diamanten und anderer Edelsteine dient. Eine wichtige Verwendung des Diamant ist auch die zu Linsen für Vergrößerungsgläser, deren Wirkung um mehr als das Doppelte die der Glaslinsen übertrifft. Die Härte bleibt immer das entscheidende Kennzeichen für die Ächtheit der Diamanten, von denen als die größten bekannt sind: der 1741 in Brasilien gefundene im portug. Schatze, der 1680 Karat schwer sein soll; der eiförmige des Radschah Mattan auf der ostind. Insel Borneo von 367 Karat; der des Großmoguls von 279 Karat; der im kais. russ. Scepter von 193 Karat (a); der im östr. Schatze von 1391/2 Karat (b); der sogenannte Regent oder Pitt (c) von 136 Karat, welchen ein Engländer, Thomas Pitt, 1702 in Indien für ungefähr 150,000 Thlr. erwarb und nachdem er in England geschliffen worden, 1717 an den Herzog von Orleans, Regenten von Frankreich, für etwa 300,000 Thlr. verkaufte. Diamanten künstlich durch Verdichtung des gemeinen Kohlenstoffes darzustellen, ist zwar bis jetzt noch nicht gelungen, indessen läßt sich die Möglichkeit nicht bestreiten, noch dahin zu gelangen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 562.
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