Friedrich I. [2]

[114] Friedrich I., von 1701–1713 König von Preußen, vorher als F. III. Kurfürst von Brandenburg, geb. zu Königsberg 1657, benutzte das politische Ansehen, in welches sein Vater, der große Kurfürst Friedrich Wilhelm (s.d.), sich bei den europ. Großmächten zu setzen gewußt hatte, um die Königskrone, nach der sein Ehrgeiz strebte, zu erlangen. Während der letzten Lebensjahre seines Vaters gerieth er mit seiner Stiefmutter in Zwistigkeiten, die den großen Kurfürsten so erzürnten. daß er Willens war, F. ganz zu enterben, und durch seine Minister sich nur so weit umstimmen ließ, daß er F. die Nachfolge in der Kurwürde, die übrigen von ihm besessenen Länder dagegen seinen jüngern Söhnen vermachte. Nach des Kurfürsten Tode erklärte aber F. das Testament für ungültig, übernahm die ungetheilte Herrschaft und gab seinen Brüdern Apanagen. Er verstärkte das Heer und stand Ostreich gegen Frankreich und gegen die Türken bei, sowie er gleich nach Antritt seiner Regierung dem Prinzen Wilhelm von Oranien (s. Wilhelm III.) 6000 M. zu seinem [114] Zuge nach England gegeben hatte. Der Umstand, daß der Kurfürst von Hanover König von England und der Kurfürst von Sachsen König von Polen geworden war, mochte mit dazu beitragen, F. zu bestimmen, mit Einwilligung Östreichs, dem er dafür rückständige Hülfsgelder erließ und fernere Hülfe versprach, am 18. Jan. 1701 zu Königsberg sich und seiner Gemahlin, Sophie Charlotte, die Königskrone aufzusetzen. Den Tag vor der Krönung stiftete er den schwarzen Adlerorden, noch jetzt der erste preuß. Orden. Alle europ. Mächte, mit Ausnahme Frankreichs, Polens, des deutschen Ordens und des Papstes, erkannten die preuß. Königswürde an. Obgleich man F. mit Recht den Vorwurf übertriebener Prachtliebe gemacht hat, wodurch er vieles Geld unnütz verschwendete, so erhielt er doch seinem Lande unter sehr bedenklichen Umständen den Frieden, während seine Heere auswärts mit Ruhm kämpften. Er unterstützte Ostreich auch im span. Erbfolgekriege mit 26,000 M. Zur Vergrößerung seines kleinen Staats trug er bei, indem er mehre bedeutende Besitzungen an sich kaufte, alte Ansprüche geltend machte, und von den Fürstenthümern Neufchatel und Longueville 1707 zum Regenten gewählt wurde. Seine Prachtliebe erhielt namentlich durch seine hochgebildete zweite Gemahlin, Sophie Charlotte, eine hanöv. Prinzessin, der zu Ehren Charlottenburg gebaut wurde, eine auf Kunst und Wissenschaft gerichtete Wendung und trug so segensreiche Früchte. Er gründete 1694 die Universität Halle, stiftete zu Berlin 1699 die Bildhauer-und Malerakademie und 1705 das Oberappellationsgericht. Er starb am 25. Febr. 1713. Ihm folgte

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 114-115.
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